Justin Cronin: „Die Spiegelstadt“ Band 3 der Passage-Trilogie

Episch. Das fasst die Passage-Trilogie von Justin Cronin ganz gut zusammen. Der dritte Band, „Die Spiegelstadt“, hat meine Geduld ein wenig strapaziert, aber am Ende auch sehr belohnt: Mit diesem Buch hat Cronin einen würdigen Abschluss seiner dystopischen Fantasy-Buchreihe gefunden.

die spiegelstadt justin cronin

Die Zwölf – Wesen der Dunkelheit, Todfeinde der Menschen – sind vernichtet, ihre Schreckensherrschaft ist vorüber. Die Überlebenden wagen sich aus ihrer ummauerten Zuflucht. Auf den Ruinen ihrer alten Welt wollen sie eine neue, eine bessere Gesellschaft aufbauen. Doch in einer fernen, verlassenen Stadt lauert der Eine: Zero. Vater der Zwölf, Träger des Virus. Erfüllt von Rachedurst will er die Menschheit endgültig auslöschen. Nur Amy vermag ihn jetzt noch aufzuhalten: das Mädchen aus dem Nirgendwo, das schon einmal das Schicksal der Menschen bestimmt hat. Und so treten sie und ihre Freunde an zum letzten großen Kampf zwischen Licht und Dunkelheit…

Spoilerwarnung

„Die Spiegelstadt“ ist der dritte Band der Passage-Trilogie von Justin Cronin. Den Roman vorzustellen, geht nicht ganz ohne Spoiler auf die ersten beiden Bücher (auch der Klappentext beinhaltet ja schon Spoiler). Wenn Du die beiden Vorgänger also noch nicht kennst, lies bitte zuerst die Buchvorstellungen von Band 1 und 2 und natürlich die die Bücher selbst – die solltest Du auch unbedingt gelesen haben, bevor Du zu der „Spiegelstadt“ greifst.

Hier findest Du die Rezensionen zu den Vorgängern: Der Übergang und Die Zwölf.

Passage Trilogie Justin Cronin

Rezension „Die Spiegelstadt“

Nachdem ich die ersten beiden Bände der „Passage“-Reihe geschafft habe, musste ich natürlich auch das Finale lesen. Die ersten beiden Bücher sind von sehr viel Action und den wunderbaren Figuren geprägt, die wir nun schon viele erzählte Jahre begleiten, und die mittlerweile zum Teil Eltern geworden sind.

Gerade bei so episch angelegten Werken wachsen mir die Figuren immer ganz besonders ans Herz – so sehr, dass ich manchmal bewusst langsam lese, damit ich mehr Zeit mit ihnen habe.

Das war einer von zwei Gründen, warum dieses Buch mir meine 52-Bücher-Lesechallenge gründlich vermasselt hat. Ich habe ewig für dieses Buch gebraucht und Schuld daran – das war der zweite, der hauptsächliche Grund – war Zero.

Justin Cronin hat mit seiner Reihe ein episches Meisterwerk geschaffen. Er hat den Rahmen sogar schon im ersten Absatz, im ersten Satz, des allerersten Bandes abgesteckt:

Bevor sie Das Mädchen Von Nirgendwo wurde – das Mädchen, das plötzlich auftauchte, Die Erste Und Letzte Und Einzige, die tausend Jahre lebte -, war sie nur ein kleines Mädchen aus Iowa und hieß Amy. Amy Harper Bellafonte.

Zitat aus „Der Übergang“ von Justin Cronin, Kapitel 1

Über den Hinweis „die tausend Jahre lebte“ habe ich anfangs erst einmal hinweggelesen. Erst am Ende der „Spiegelstadt“, wenn dann wirklich tausend Jahre vergangen sind, schließt sich der Kreis der Geschichte, und ich sitze hier und versuche Dir zu vermitteln, wie groß-artig diese Buchreihe ist, die mit diesem Satz und mit der Hauptfigur Amy begann und in ihrem Verlauf einen biblisch anmutenden Feldzug unternimmt.

Auf dem Weg zu diesem epischen Ende hat „Die Spiegelstadt“ leider einige epische Längen. Während der „Übergang“ und die „Zwölf“ wie schon gesagt sehr actionreich sind, sehr viel gekämpft wird und es viele Explosionen und Geballer gibt, scheint zumindest zu Anfang des dritten Bandes die Welt in Ordnung zu sein.

Der erste Schock war, dass seit dem Ende der „Zwölf“ etwa 30 Jahre vergangen sind. Die Kinder der Hauptcharaktere der ersten Bände sind inzwischen erwachsen und haben selber Kinder, meine geliebten Hauptcharaktere sind inzwischen recht alt geworden.

Da von Virals seit Jahren nichts mehr zu sehen oder hören war, besiedelt die wachsende Bevölkerung neue Gebiete.

die spiegelstadt rezension
Die Spiegelstadt* von Justin Cronin, erschienen bei Goldmann

Aber natürlich ist noch lange nicht alles in Ordnung. Eine der tragischsten und zugleich heldenhaftesten Figuren, Alicia, die kein Mensch mehr ist aber auch kein Viral, hat noch eine offene Rechnung und findet ihn, Zero, den ersten aller Virals. Er erhält in der „Spiegelstadt“ eine ausführliche Redezeit, die noch einmal die komplette Geschichte der letzten ca. 120 Jahre aus seiner Sicht rekapituliert.

Justin Cronin ist ein hervorragender Erzähler, und es ist spannend, Zeros Entwicklung mitzuerleben – seine Wandlung von einem Liebenden zu dem Monster, das er am Ende ist.

Trotzdem hat diese Erzählung, die sehr viel Raum einnimmt, ihre Längen. Obwohl seine Geschichte oberflächlich nachvollziehbar ist und plausibel erscheint, bleibt für mich doch am Ende ein gewisses Unverständnis dafür, dass ihn seine Erlebnisse zu diesem abgrundtief Bösen gemacht haben – ich konnte diesem Antagonist emotional nicht folgen.

Dieser Umstand, dass der Antagonist trotz seiner ausführlichen Erzählung und Selbstreflektion einem nicht wirklich nahe kommt, schwächen leider das gesamte Buch. Er ist ja nicht einmal ein tragischer Antagonist, dazu ist er schon lange vor seiner Verwandlung in Zero viel zu unsympathisch. Zero ist ein Charakter wie ein Fisch: Schwer zu packen.

An ihm lässt sich aber eins gut beweisen, was ich mal über das Schreiben einer guten Geschichte gelesen habe: Eine gute Geschichte steht und fällt mit dem Villain. Wenn der nicht glaubwürdig oder zu blass ist, leidet die gesamte Geschichte darunter.

die spiegelstadt justin cronin

Glücklicherweise kommt die Geschichte wieder in ihren typischen Rhythmus von Action, Emotionen und Katastrophen, nachdem Zeros Geschichte auserzählt ist!

Im endgültigen Finale zieht Justin Cronin noch einmal alle Register: Es gibt nochmal Tausende Tote, Virals überall, Überlebenskämpfe und harte Entscheidungen für das Team der Protagonisten! Einer meiner Lieblinge ist Michael, der nun in seinen 60ern nochmal zur Höchstform aufläuft. Amy ist inzwischen eine erwachsene Frau und kein Kind mehr. Sara und Hollis werden noch einmal richtig gefordert, genauso wie Peter und Amy und natürlich Alicia, die Kämpferin, die sich der Armee der Virals ganz allein in den Weg stellt.

Was er mit seinem ersten Satz im „Übergang“ begonnen hat, bringt Cronin in einem fast feierlichen Rahmen zuende: Selbst nach der eigentlichen letzten Schlacht werden alle Handlungsstränge zuende erzählt – bis dann am Ende wirklich die tausend Jahre voll sind und wir auch von Amy Abschied nehmen dürfen. Ungeachtet der erwähnten erzählerischen Längen ist ein emotionaler Abschied mit ein paar Tränchen in den Augen und würdig der gesamten Erzählung.

Die Passage-Trilogie

Der Übergang*

Die Zwölf *

Die Spiegelstadt*

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Fantasy Autorin und passionierte Buchliebhaberin, großer Fan von Hobbits, Vampiren, Drachen, Metal und allem Magischen. Lebt mit Mann und Kindern in der Nähe des Teutoburger Waldes.

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