Immer wieder werde ich gefragt, warum das mit dem Buch denn so lange dauert. In vielen Köpfen herrscht so die Vorstellung, dass man ein Buch schreibt, abgibt und dann veröffentlicht. Den wenigsten Menschen ist bewusst, dass hinter einer Buchveröffentlichung ein mitunter sehr langer und zuweilen zäher Prozess steckt. Dass Bücher erst im Zusammenspiel von ursprünglicher Idee und Feedback durch Lektorat und Testleser:innen entstehen. Daher gibt es heute wieder einen Einblick in meinen Schreibprozess.
Zu meinem Projekt „Wolfsfeuer“ habe ich ein Testlesen mit fünf Testleserinnen veranstaltet. Es war das erste Mal, dass ich das in dieser Form gemacht habe, und ich glaube, dass ich das von nun an öfter machen werde.
Inhalt
Das Darkadium, die Bethlen-Wölfe-Reihe und „Wolfsfeuer“
Die Bethlen-Wölfe sind eine Buchreihe in Arbeit: Geplant sind zwei Staffeln mit je 5 bis 6 Geschichten. Inhaltlich gehören sie zu meinem Multiversum, dem Darkadium, das sich wie unser Universum irgendwie von selbst unaufhaltsam ausdehnt.
Die erste Staffel beginnt mit der Geschichte „Der Kuss des Mondes“, die du kostenlos runterladen kannst. „Wolfsfeuer“ ist die zweite Geschichte der Reihe und deutlich umfangreicher als die erste.
Geplant sind in der Staffel drei weitere Geschichten, die direkt den Band 2 meiner Trilogie vorbereiten. Die dritte Geschichte steht bereits im ersten Entwurf, den habe ich im Februar geschrieben.
Man muss nicht unbedingt den ersten Band der Trilogie kennen. Ich bemühe mich sehr, das Multiversum so aufzubauen, dass man es von allen Seiten betreten kann. Die zweite Staffel wird dann wiederum nach dem zweiten Band einsetzen und die Zeit zum dritten Band vorbereiten ;).
Vorläufiger Klappentext „Bethlen-Wölfe“
1986. Tamás Bethlen ist erfolgreicher Geschäftsmann, Anwalt, Kunstsammler, Ehemann, dreifacher Vater, Druide und bestens mit Politik, Wirtschaft und der Mafia vernetzt. Sein Luxushotel „Bethlen-Plaza“ bildet den Schauplatz von fünf Geschichten, in denen seine Familie und ihre Verbündeten in amouröse, kriminelle und phantastische Vorfälle verstrickt werden. Bei aller Heiterkeit, die dies mit sich bringt, erhebt sich ein dunkler Schatten im Hintergrund, der nicht nur die Familien Bethlen und Blackwood zerstören könnte.
Die Bethlen-Wölfe sind eine humorvolle Werwolfserie mit Seifenopercharme und 80er Vibes, die dennoch dem nötigen Ernst einer Urban-Fantasy-Reihe gerecht werden: Tiefgründige, einzigartige und schrullige Charaktere, twistreiche Plots und reichlich Wortwitz machen das Lesen zur Sucht.
Erschienen: Der Kuss des Mondes (2024).
Geplant: Wolfsfeuer, „Gaspard und Chantal“, „Louis“ und „Andór“.
Vorläufiger Klappentext „Wolfsfeuer“:
Sunnyboy und Werwolf Léon erhält den Auftrag, die Studentin Louise Grimm sicher in den Bethlen Plaza zu bringen – ein Routinejob, der sich zu einem folgereichen Fiasko entwickelt, als sie in ihm den Stalker aus ihren Albträumen erkennt.
Der Schreibprozess: Finde den Flow
Mein Chef attestierte mir ein sehr „methodisches Vorgehen“. Ich nehme das als Kompliment und ja, ich gehe sehr methodisch in allem vor. Vielleicht hängt es mit meinem (nicht diagnostizierten, aber zweifelsfreien) ADHS zusammen, dass ich Organisation und Struktur brauche. Und nein, mein Schreibtisch ist selten lange aufgeräumt, die Küche noch weniger.
Ich rede von der Struktur im Kopf, von einem systematischen Vorgehen. Das betrifft einzelne Projekte, aber auch die Organisation aller Projekte. Früher habe ich nie eine Geschichte zu Ende geschrieben – ADHS lässt grüßen! Lieber habe ich fünf andere Sachen begonnen und auch nicht beendet, als eine Sache fertigzustellen.
Natürlich habe ich auch vieles schon beendet, aber es fällt mir immer noch schwer. Selbst beim Schreiben merke ich häufig, dass ich im letzten Drittel eines Buchprojekts irgendwie die Lust verliere, obwohl ich für all meine Geschichten brenne! Deshalb habe ich vor einiger Zeit einen Schreibplan entwickelt, den ich an anderer Stelle vorstelle.
Worauf ich hinauswill: Ich musste meinen Flow finden und eine Methode, nach der ich vorgehen kann. Wenn die erst einmal etabliert ist, arbeite ich wie ein Uhrwerk. Das Testlesen von „Wolfsfeuer“ war nicht nur ein Manuskript-Test, sondern auch ein Methoden-Test ;). Beide Tests wurden übrigens bestanden.
Ablauf Testlesen: Organisation
Das Testlesen begann natürlich mit der Suche nach geneigten Testleser:innen. Das habe ich über Instagram gemacht – da habe ich die kommentarfreudigste Community. Ich war hocherfreut, dass sich direkt sechs Leute gemeldet haben. Ich habe eigentlich mit zwei oder maximal drei Leuten gerechnet, denn das Feedback will ja dann auch eingearbeitet werden. Ich habe trotzdem alle angenommen, weil ich niemandem absagen wollte und damit gerechnet habe, dass noch jemand absagt.

Gesucht hatte ich Anfang Dezember, da steckte ich noch in der ersten Überarbeitung der Rohfassung, die ich dann aber nach pünktlich Ende Dezember abgeschlossen habe. Da ergab sich dann tatsächlich eine Absage einer Testleserin. Als nächstes habe ich dann den Probedruck bestellt – ein Exemplar für mich und weitere für die Leserinnen. Zwei wollten den Text als Ebook. Es ist wohl unüblich, ein Print-Buch als Testleseexemplar zu schicken, aber so haben die Leserinnen auch „etwas in der Hand“ und viele lesen doch gern analog. Das hat mich natürlich etwas Geld gekostet, aber ich sehe diese Ausgaben als Investment und weniger als „Verlust“. Ich lege Wert auf eine langfristige Zusammenarbeit und hoffe, dass einige mich weiter als Testleserinnen begleiten werden – da ist das eine kleine Aufmerksamkeit und Wertschätzung.
Der Druck kam schneller, als ich dachte, und so ging es dann eine Woche vor dem angepeilten Termin los! Für mich war das ein aufregender Moment, denn natürlich war mir zu dem Zeitpunkt schon bewusst, dass es Punkte gibt, die noch nicht ganz rund sind, und ich hatte schon Gedanken, das ein oder andere zu ändern. Trotzdem – man muss sich irgendwann innerhalb dieses kreativen Prozesses der Kritik stellen.
Ich glaube, das ist fast das Schwerste, dass man erkennt, wann ein Text noch Schutz braucht und wann er soweit ist, dass andere ihn bewerten können – denn ohne dieses Feedback kommt man nicht weiter.
Rückmeldungen: Ergebnisse und Erkenntnisse
Ich musste nicht lange warten! Die meisten Feedbacks kamen innerhalb einer Woche, und schon während des Lesens erhielt ich schöne Zwischen-Statements, die mir den Tag versüßt haben, wie dieses hier:

Das tut mir natürlich gut, und ich habe mich über diese Nachrichten sehr gefreut. Um das Feedback einzusammeln, habe ich einen umfangreichen Fragebogen mit Microsoft Forms erstellt, in dem ich ein paar Dinge abgefragt habe. Im Anschluss habe ich diesen Fragebogen ausgewertet und auch den Leserinnen geschickt – für sie war das wohl auch sehr erhellend.
Zusätzlich bekam ich sogar ein Lektorat von zwei Testleserinnen, das noch tiefer in den Text einsteigt. Das hilft mir natürlich, aber ich habe festgestellt, dass mir zu einem so frühen Manuskriptstatus ein „unprofessioneller“ Leseeindruck mehr hilft als ein intensives Lektorat, da ich zunächst den Plot und die Figuren teste. Sprachlich passiert dann ja in den weiteren Überarbeitungen sowieso noch sehr viel und das Stillektorat kommt zum Schluss, sodass mich das zu einem so frühen Zeitpunkt weniger interessiert – grobe Schnitzer darf man mir natürlich trotzdem schon sagen.
Mit dabei waren: Liebe zu Büchern, A. E. Schikora, Kaffee-Eule84, Juna Grey, Cornelia, die schon meine Näh-Ebooks lektoriert hat, und Airee Jacour.
Ergebnisse aus dem Testlesen stelle ich nun exemplarisch vor – ich picke ein paar Dinge heraus, die ich abgefragt habe.

Die vollständige Auswertung und meine Analyse haben die Testleserinnen erhalten, die veröffentliche ich schon wegen des Umfangs nicht. Insgesamt bringt mich das Feedback, das natürlich auch viele Rückmeldungen umfasst, sehr viel weiter.

Wie du sehen kannst, kam der Text insgesamt schon sehr gut an, braucht aber noch eine Menge Feinschliff. Für mich war es spannend, in den Einzelantworten herauszulesen, was bei wem gut oder nicht so gut angekommen ist. Bei einer Textstelle, in der der Protagonist Léon weint, hat z.B. komplett gegensätzliche Reaktionen ausgelöst: Eine Stimme fand das total unangebracht, eine andere hat die Stelle als besonders gelungen hervorgehoben!

Bei den Figuren haben die beiden Protas gewonnen, was schonmal gut ist, aber auch eine meiner liebsten Figuren, Sophia Bethlen, die im Darkadium eine bedeutende Rolle spielt, kam sehr gut an, ebenso ihre Tochter Csilla, die in Der Kuss des Mondes die weibliche Hauptrolle spielt.
Sophia spielt übrigens in fast all meinen Büchern mit. In Tango und Tod, das aktuell probegelesen wird, taucht sie schon auf, und sie ist in der Trilogie dabei wie auch in allen Geschichten der Bethlen-Wölfe. (In Buch 3 geht sie allerdings auf Reisen; sie ist einfach zu mächtig und hätte sonst den ganzen Plot sofort durchschaut, deshalb muss sie da eine eigene Quest übernehmen.)

Die Genrefrage hat mich sehr interessiert, weil ich da selbst oft zwiegespalten bin. Auf Romantasy konnten sich aber alle irgendwie einigen ;).
Neben dieser Auswertung ist mir natürlich das ausformulierte Feedback sehr wichtig: Wie hat der Text gefallen? Hat er gefallen? Glücklicherweise kann ich sagen: Ja!!!
Es gab natürlich auch Kritik und eine Leserin hat der Text wohl gar nicht erreicht. Ich ziehe aber eine sehr positive Bilanz und habe tatsächlich ein paar echte Fans für das Darkadium gewonnen – das freut mich wahnsinnig!
Hier noch ein paar der Nachrichten, die mich erreicht haben:




Überarbeitung
Wie geht es mit dem Text weiter? Nun, es folgen natürlich Überarbeitungsrunden, in denen ich das Feedback in den Text einarbeite und der Geschichte mehr Tiefe gebe. Ich rechne mit einer intensiven Runde für Version 4 und einer schnellen Runde für Version 5. Mittlerweile habe ich auch die nachfolgende Geschichte geschrieben, was mir hilft, noch ein paar Dinge in „Wolfsfeuer“ einzuarbeiten, sodass es insgesamt runder und stimmiger wird. Version 5 wird dann entweder nochmal testgelesen, oder ich schreibe dazu ein Exposé und lege es dem Verlag vor – das entscheide ich, wenn es soweit ist ;).
Aktuell kann ich leider noch nicht sagen, wann ich diese Überarbeitung mache, weil als nächstes das Lektorat von George und Deborah dran ist. Ich würde am liebsten schon direkt mit „Wolfsfeuer“ weitermachen, aber das Buch, dass der VÖ am nächsten ist, geht einfach vor ;). Außerdem läuft gerade auch das Testlesen zu „Tango und Tod“. Wie ich das alles parallel manage, verrate ich mal in einem separaten Post ;).
Es bleibt also spannend und ich habe gut zu tun. Das Darkadium wächst, und das Feedback zu „Wolfsfeuer“ hat mir auch Impulse für weitere Geschichten gegeben. Ich denke, ich bin insgesamt auf einem guten Weg.
Fazit
Abschließend nehme ich natürlich auch aus dem Testlesen selbst ein Learning mit: Insgesamt war es ein sehr konstruktives und positives Testlesen, aber ich habe auch gelernt, dass es sehr wichtig ist, im Vorfeld die Erwartungen abzuklären, d.h., ich muss als Autorin wissen, was ich von den Testleserinnen wünsche, und das muss natürlich eindeutig kommuniziert werden. Mir war das zunächst selbst nicht so klar, auch nicht, wo denn der Unterschied zum Lektorat liegt, das ja sehr detailliert einsteigt. Dafür war das Textstadium (Version 3) noch viel zu früh – das wurde mir auch erst während des Testlesens klar.
Nachdem ich mich mit einer anderen Autorin ausgetauscht habe, komme ich zu dem Schluss, dass ein so frühes Testlesen – für mich – etwas ist, bei dem ich vor allem positive Bestärkung brauche, und die kam ja auch. Ich glaube, wenn man ein so frisches Manuskript nur der harten Kritik aussetzt, kann einen das sehr dämpfen, und man braucht ja einen langen Atem für den Veröffentlichungsprozess. Natürlich will ich nicht nur Ja-Sager um mich scharen – im Gegenteil – aber gerade am Anfang ist eine wohlwollende Fanbase Gold wert. Ich danke dem Team und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.