„American Gods“ hat etliche Preise gewonnen und wurde erfolgreich als Serie verfilmt – Neil Gaiman hat mit diesem Buch vieles erreicht, wovon andere Autor:innen nur träumen. Ich wollte unbedingt mal etwas von ihm lesen, nachdem ich auf Netflix die Sandmann-Serie gesehen habe, die mich absolut begeistert hat. „American Gods“ ist komplett anders, und doch auch irgendwie ähnlich. Ich kannte die Verfilmung nicht und wusste auch sonst gar nichts über das Buch. Heute stelle ich meine Leseerfahrung in einer Rezension vor.
Inhalt
American Gods
Als Shadow aus dem Gefängnis entlassen wird, ist nichts mehr wie zuvor. Seine Frau wurde getötet, und ein mysteriöser Fremder bietet ihm einen Job an. Er nennt sich Mr. Wednesday und weiß ungewöhnlich viel über Shadow. Er behauptet, ein Sturm ziehe auf, eine gewaltige Schlacht um die Seele Amerikas. Eine Schlacht, in der Shadow eine wichtige Rolle spielen wird …
Eines der meistbeachteten Bücher des letzten Jahrzehnts: eine kaleidoskopische Reise durch die Mythologie und durch ein Amerika, das zugleich unheimlich vertraut und völlig fremd wirkt. Erstmals ungekürzt auf Deutsch und komplett neu übersetzt.
Rezension: American Gods von Neil Gaiman
Ich habe definitiv nicht das erwartet, was „American Gods“ ist, nämlich eine Road-Movie-artige Odyssee durch die Geschichte Amerikas und die Mythologie der Götter der Welt, die in Amerika einen epischen Krieg ausfechten. Das Buch ist Satire, Gesellschaftskritik und unterhaltsame Fantasy in einem – kurz: Großartig.
Aber: Diese Erkenntnis drängt sich nicht auf. Der Stil Gaimans ist intelligent und voller Humor, der einem mitunter hinter dem etwas schwerfällig anmutenden Protagonisten Shadow verborgen bleibt. Shadow ist viel schlauer, als man anfangs glaubt; dennoch kommt er recht behäbig rüber.
Shadow ist nicht der Charakter, der die Geschichte treibt, sondern er nimmt sie irgendwie wahr: Er wird von Wednesday angeheuert und erledigt seinen Job, ohne viele Fragen zu stellen.
Dabei wirkt er selten aktiv: Er ist Teil dieses großen Unwetters über Amerika und mittendrin im Kampf zwischen den alten und neuen Göttern, aber eben nicht als aktiv. Das hat mich anfangs doch etwas irritiert und widerspricht dem Rat so ziemlich aller Schreibratgeber, die ich gelesen habe, denn Helden haben ein Ziel und etwas, das sie antreibt. Das ist bei Shadow anders: Er ist irgendwie zufällig dabei, entwickelt aber im Lauf des Buches Sympathien für Wednesday und seinen Kampf gegen die neuen Götter, und wird dann zum Helden.
Dieser Umstand ist ein ungewöhnliches Erzählen, aber es zeigt pointiert die Konsumhaltung der Gesellschaft. Wie oft schauen wir mit Shadow das Fernsehprogramm an und erleben sinnfreie TV-Shows oder Comedysendungen in der tausendsten Wiederholung.
„American Gods“ widmet sich auf mehreren Ebenen der Gottheiten Amerikas, und das macht nach anfänglichen Fragezeichen sehr viel Spaß: Neil Gaiman gibt den Göttern aller Einwanderer ihren Raum und erzählt ihre Geschichte, ohne sich vor der blutigen Geschichte Amerikas zu verstecken: Der Völkermord an den Ureinwohnern, die Sklaverei – sie alle werden detailliert geschildert. Nicht selten bleibt mir als Leserin Wut und Entsetzen über die beispielhaften Schicksale.
Das mythologische Wissen, das Gaiman unterhaltsam weitergibt, ist enorm: Er verschachtelt all seine Geschichten mit denen von Göttern und Dämonen und lässt sie so lebendig werden.
Insgesamt ist es ein sehr intelligentes und pointiertes Buch, das aufgrund seines eher passiven Helden und teils behäbigen Erzählstils aber auch nicht jeden sofort begeistern wird. Dieses Buch ist eins, auf das man sich ein Stückweit einlassen muss. Ich habe insgesamt zwei Monate daran herumgelesen – als Pageturner habe ich es jetzt nicht empfunden, aber als faszinierende und unterhaltsame Lektüre. Ich habe oft aufgelacht und bewundere sehr den Einfallsreichtum und auch den Erzählstil dieser Geschichte.
Mehr Informationen
Das Buch „American Gods“ ist als Serie mit drei Staffeln verfilmt worden. Du kannst sie als Box kaufen* oder bei Amazon Prime streamen*.
Die offizielle Website von Neil Gaiman findest du hier.
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