Science-Fiction Autorin Andrea Henning im Interview

Im heutigen Interview plaudere ich mit der Science-Fiction-Autorin Andrea Henning über das Schreiben, über Zeitreisen, Science-Fiction und das Selfpublishing. Dabei erfahren wir, was ein „Großvater-Paradoxon“ und „Soft Science Fiction“ ist, wie das Romaneschreiben bei Andrea so abläuft und worauf man beim Schreiben von Zeitreisegeschichten achten muss.

Andrea Henning Bücher

Interview mit Autorin Andrea Henning

Sonja: Hallo Andrea, schön, dass du bei dem Interview dabei bist! Stell dich doch bitte mal kurz vor. Wer bist du und wie bist du zum Schreiben gekommen?

Andrea:

Hallo Sonja, vielen Dank für die von Dir zur Verfügung gestellte Plattform und die Zeit, die Du für mich investierst.

Dann fange ich mal an: Ich bin verheiratet und habe zwei Söhne. Wir wohnen im südlichsten Teil Schleswig-Holsteins. Aus gesundheitlichen Gründen musste ich das Berufsleben bereits verlassen und widme mich so oft es geht dem Schreiben. Schon als Kind hatte ich eine blühende Fantasie. Im Garten meiner Großeltern konnte ich meine Geschichten ausleben. Da wurden dann zum Beispiel Haselnussbäume zu meinen Raumschiffen. Und so habe ich schon im Grundschulalter meine Geschichten oder auch Gedichte aufgeschrieben.

Sonja: Jetzt höre ich da schon Science Fiction raus. Du beschäftigst dich in deinem Buch doch auch mit sowas. War das schon immer dein Genre? Wolltest du schon immer fremde Galaxien erkunden?

Andrea:

Ja. Doch ehrlich gesagt hätte ich wohl viel zu viel Angst, ein Raumschiff zu besteigen und die Erde zu verlassen. Aber ich bin seit meiner Kindheit fasziniert davon. Ich habe mich schon immer mit Fragen beschäftigt, z.B.: Wie sieht es denn aus auf dem Mars? Und gibt es dort Leben? Der Mars war der erste Planet, den ich als Kind ein bisschen näher kennenlernen wollte. Die Marsmenschen sind wahrscheinlich die ersten Aliens, von denen jeder im Leben hört, die grünen Männchen eben.

Sonja: Ich seh schon, du hattest den Kopf schon früh in anderen Welten …

Andrea:

Absolut. Es wäre einfach faszinierend, eine Spezies kennenzulernen, die nicht menschlich und nicht irdisch ist. Diese Sehnsucht war schon tatsächlich sehr früh vorhanden.

Sonja: Jetzt hast du bisher drei Bücher veröffentlicht, in denen es um Zeitreisen geht. Wie bist du von den Raumschiffen und den grünen Männchen dahin gekommen?

Zeitreisen

Autorin Andrea Henning
Science Fiction Autorin Andrea Henning

Andrea

Zeitreisen sind wirklich ein ganz, ganz großer Favorit von mir. Ich habe im frühren Teenageralter „Die Zeitmaschine“ gelesen von H. G. Wells. Und dann hab auch den Film geschaut, den 60er Jahre Film mit Rod Taylor, ein beeindruckender Film.

Jetzt muss ich mal etwas ausholen: Die 60er sind mein Lieblingsjahrzehnt und ausgerechnet hier wurde ein wichtiger Baustein für meine Zeitreise-Faszination gelegt. Der Film „Die Zeitmaschine“ hat mich vom ersten Augenblick an begeistert. Und zwar nicht wegen seiner Special-Effects. Im Gegenteil: In dem Film haben sie noch diese Gummimasken, vieles wirkt altmodisch und technisch kann er mit heutigen Produktionen nicht mithalten. Dennoch liebe ich diesen Film und die detaillierte Arbeit darin, z.B., als sich der Hauptcharakter in die Zeitmaschine setzt und eine Kerze innerhalb von Sekunden runterbrennt oder eine Schnecke regelrecht umherflitzt. Und es gibt später eine Schaufensterpuppe, deren Kleidung im Verlauf der Zeit immer wieder der aktuellen Mode angepasst wird.

Die Idee dahinter ist etwas, das mich tief beeindruckt und das sich bei mir im Gehirn festgekrallt hat. Da gehören Fragen dazu, wie: Was, wenn irgendwann eine Zeitmaschine erfunden würde, könnte man wirklich durch die sogenannte vierte Dimension reisen?

Laut Einstein könnte man zumindest in die Zukunft reisen, also rein theoretisch. Das ist etwas, was mich wirklich fesselt. Und ich frage mich dann: Wäre ich dabei?

Sonja: Ich seh schon, du bist da sehr tief im Thema. Wie hast du das in deinem Buch umgesetzt? Kannst du ein bisschen was darüber erzählen? Zeitreisen sind ja sehr komplex, wenn man es als Leser so mitbekommt, oder als Zuschauer in einem Film, aber als Schriftsteller:in ist es natürlich noch mal eine besondere Herausforderung. Da warten ja doch eine Menge Logiklöcher.

Andrea

Die Geschichten sind teilweise schon sehr, sehr lange in meinem Kopf und deshalb auch, so hoffe ich, weitgehend fehlerfrei. Ich plotte quasi in Gedanken alles vor, und stoße dabei gelegentlich auch mal auf Plotholes. Ich versuche dann von Vornherein, die zu umgehen bzw. zu lösen.

Sonja: Das stelle ich mir trotzdem kompliziert vor, gerade beim Thema Zeitreisen!

Andrea

Ich schreibe super gerne Storys zum „um-die-Ecke-denken“, aber nicht in dem Sinne, dass es keiner mehr versteht. Mir ist es wichtig, dass die Leute mitgenommen werden und dranbleiben beim Lesen. Niemand muss sich nebenbei eine Zeichnung oder einen Zeitstrahl anlegen müssen.

Zum Beispiel gibt es eine Szene in meinem ersten Roman, in der sich die Protas selbst aus einer anderen Zeitlinie heraus beobachten. Sie verstehen die Situation, sehen sich zu, wie sie agieren. Und gleichzeitig wissen sie, dass sie sich nicht begegnen dürfen. Später findet sich diese Szene dann aus der anderen Perspektive wieder. Ich habe durch einen Charakter erklären lassen, dass das komplette Weltgebilde in sich zusammenfallen könnte, wenn sie sich zu nahe kämen. In der Fortsetzung übrigens passiert es dann doch, aber unter anderen Vorzeichen…

Die Kontinuität der Zeit und deren Gesetze sind mir sehr wichtig, damit die Geschichten nicht zu irgendwelchen Wollknäulen führen, die man nicht mehr entwirren kann.

Sonja: Das schlüssig hinzukriegen, ist die Kunst.

Andrea

Stimmt, aber ich habe ein tolles Testlese-Team, das ganz, ganz lieb an meiner Seite steht. Sie achten unter anderem gezielt auf diese Plotholes. Und wenn die mir mitteilen, dass sie nicht ein einziges finden konnten, dann ist das für mich natürlich immer die Königsklasse.

Es ist mir unheimlich wichtig, dass alles logisch und stimmig ist.

Sonja

Gerade bei Zeitreisen ist das ja sehr anspruchsvoll. Wenn ich jetzt zum Beispiel einen „Twelve Monkeys“ denke – das ist jetzt so ein Film, bei dem ich mich bis heute frage, ob das kommt jetzt hinkommt oder nicht? Da kann man auch wirklich viel drüber nachdenken.

Andrea

Hm, das stimmt. Ich hantiere gern mit diesen ungeschriebenen Zeitreise-Gesetzen. Da gibt es beispielsweise dieses „Großvaterparadoxon“. Das bedeutet: Reise ich in die Vergangenheit und töte (versehentlich) meinen Großvater, werde ich nie geboren, um in die Vergangenheit zu reisen, um ihn zu töten.

Oder: Jemand reist zurück und tötet Hitler bevor er an die Macht kam. Dann würde dessen Diktatur nicht die halbe Welt in den Abgrund führen. Es gäbe also in der Zukunft keinen Grund, um Hitler auszulöschen.

Kein Großvater, aber im Prinzip das gleiche Paradoxon. Deshalb versuche ich, nur so tief wie nötig in historische Themen einzusteigen, um die Geschichte unverändert zu lassen.

Andreas Geschichten

Sonja: Dann steigen wir doch mal konkret in deine Geschichten ein: Deine Bücher handeln von Reisen in die Vergangenheit. Was erwartet mich als Leserin?

Morgen wird gestern wie heute Andrea Henning
Morgen wird heute wie gestern* von Andrea Henning

Andrea

In „Morgen wird Heute wie Gestern“ gibt es einen Wissenschaftler, den David, und der liebt Dinosaurier. Der hat als Kind Dinosaurierfilme geguckt und hatte 1000 Dinosaurierfiguren zu Hause. Sein großer Traum ist es, einmal einen Saurier live zu sehen und dafür entwickelt er mit seinem besten Freund Ecki diese Zeitmaschine.

Tja, allerdings geht die Reise grandios daneben: Er landet nicht in der Zielepoche Kreide, sondern in der Steinzeit. Und dann ist auch noch diese schlagfertige Joni als blinde Passagierin an Bord. Das erste Buch ist fröhlich-frech. Da gibt es den einen oder anderen verbalen Schlagabtausch in bester Sitcom-Manier. Die beiden kabbeln sich auf ironisch-sarkastische Art und Weise und erleben sehr skurrile Situationen. Sie treffen auch auf Urmenschen, die ich optisch an die Neandertaler angelehnt habe.

Mir macht beim Schreiben die Interaktion meiner Figuren am meisten Spaß. Es geht mir weniger darum, etwas historisch korrekt nachzuzeichnen. Mich interessiert dieses menschliche Miteinander und Fragen, wie: Wie erleben sie die fremde Epoche? Wie gehen die miteinander um? Wie raufen die sich zusammen, obwohl sie so unterschiedlich sind?

Sonja: Dann ist das vom Setting her wie ein Flugzeugtrip auf so ne einsame Insel sein, also es hat jetzt keine Auswirkungen auf unsere Zeitlinie oder so, und deine Charaktere wollen auch nicht die eigene Vergangenheit irgendwie ändern. Dein zweites Buch ist die Fortsetzung von „Morgen wird Heute wie Gestern“, das ist gerade erschienen. Erzähl doch ein bisschen was darüber.

Andrea

Das Dreamteam Joni, David und Ecki ist wieder unterwegs. Sie landen nach einem Abstecher in der Kreide wieder in der Steinzeit. Dort treffen sie auf eine junge Frau, die ihr Leben gehörig auf den Kopf stellt. Zudem müssen sie sich um ein besonderes Mitbringsel aus der Kreide kümmern. Eine Fortsetzung war ursprünglich gar nicht geplant. Die formte sich erst, als einige Leser mit dem Wunsch nach einer weiteren Episode an mich herantraten.

Sonja: Ach, das ist ja sehr schön, wenn Leser eine Fortsetzung einfordern.

Morgen wird heute wie gestern Andrea Henning
Morgen wird heute wie gestern* von Andrea Henning.

Andrea:

Das hat mich auch sehr gefreut. Eine Leserin hatte mich auch gefragt, ob ich mal was aus der Kindheit von David schreiben würde, so nach dem Motto: Von der Faszination zu Sauriern bis hin zur Zeitmaschine. Ein Prequel sozusagen. Das steht momentan allerdings nicht im Raum. Aber ich habe auf jeden Fall noch ein bisschen was im Hinterkopf. Die Ideen lassen immer neue Knospen sprießen. Im zweiten Teil gibt es ein paar Teaser, so als Leckerbissen für mögliche weitere Bände.

Sonja

Das klingt nach einer soliden Idee für eine schöne Buchreihe, die auch offenbar ihre Fans gefunden hat.

Andrea

Das geht bei „Morgen wird Heute wie Gestern“ sehr gut, weil es eine relativ kurze Geschichte ist. Der erste Band hat um die 55T Wörter, der zweite ist gut 1T Wörter länger. Das sind beides recht überschaubare Geschichten. Ich wollte etwas schreiben, was in wenigen Tagen durchzulesen ist. Gerade das wurde mir in einigen Feedbacks auch positiv rückgemeldet.

Eine andere Geschichte, die ich gerade schreibe, ist die Lumensphere-Reihe. Das ist eine Sci-Fantasy-Trilogie, deren erster Band im Frühjahr 2024 erschienen ist. Die ist wesentlich komplexer aufgebaut mit einem umfangreichen Figurencast. Da geht es zum einen weit in die Vergangenheit und zum anderen weit in die Zukunft. Es geht auf fremde Planeten und es gibt auch außerirdische Spezies. Im Mittelpunkt dieser Geschichte stehen Machtkämpfe, die Figurenentwicklung, Rache, Liebe Hass und Vertrauen.

Über das Schreiben, das Genre und das Plotten

Sonja: Wie bist du bei der Geschichte vorgegangen, wenn du sagst, das ist schon viel komplexer aufgebaut?

Andrea

Mir geht es in erster Linie darum, zu zeigen, was die Charaktere antreibt und wie sie miteinander agieren. Im Fall von Lumensphere geschieht dies an unterschiedlichen Orten des Universums und in verschiedenen Epochen. Und doch ist alles irgendwie miteinander verbunden.

Mythos von Lumensphere Andrea Henning 01
Der Mythos von Lumensphere*, Teil 1 einer Trilogie von Andrea Hennning.

Dadurch, dass diese Geschichte etwas komplexer aufgebaut ist, habe ich mir eine Excel-Datei angelegt mit einem Zeitstrahl und allen Figuren. Da kommen die wesentlichen Informationen rein, zum Beispiel wann was geschehen wird. Ich will den Überblick behalten, ob ein Prota zu einem bestimmten Ereignis 2727 oder 2739 Jahre alt ist.

Es gibt Leser, die darauf sehr achten. Deshalb schreibe ich mir das genau auf.  Zu den wichtigen Charakteren habe ich zudem komplette Biografien. Die Excel Tabelle ist recht umfangreich und mit mehreren Reitern ausgestattet. Das brauche ich, um den Überblick zu behalten. Ich habe auch zwischendurch spontan mal eine Idee und die trage ich dann ebenfalls ein, um sie nicht zu vergessen.

Sonja: Ja, das klingt sehr komplex und kommt mir irgendwie bekannt vor. Ist die Lumensphere-Trilogie denn mehr Science Fiction als Zeitreise oder beides?

Andrea

Zeitreisen sind eine Unterkategorie der Science-Fiction. Die meisten denken bei Sci-fi als erstes an Star Trek, Star Wars und solche Geschichten, aber das ist nicht so meins. Ich bin in der Soft Science-Fiction unterwegs. Das heißt, im Zentrum steht im Wesentlichen das Miteinander.  

Wie organisieren die sich? Wie werden Konflikte gelöst? Was ist deren Antrieb?

Technische Spitzfindigkeiten oder endlose Beschreibungen von Raumschiffen und Aliens sind bei mir nicht zu finden. Die spielen bei mir keine Hauptrollen. Wissenschaft und Technologie werden gerade so angeschnitten, damit ich die Zeitreisen und den Fortschritt in der beschriebenen Zukunft überzeugend darstellen kann. Natürlich versuche ich ein authentisches Bild zu schaffen, aber ich verliere mich nicht in technischen Details.

Sonja: Ja, das klingt echt interessant also ich hab jetzt wenig mich bisher mit Science Fiction beschäftigt, außer dass ich wirklich gerne Science Fiction Filme gucke und finde. Du sagtest eben Soft Science Fiction – gibt es da auch einen Hard Science Fiction?

Andrea

Genau, das sind die beiden Hauptkategorien in dem Bereich. Soft Science-Fiction beschäftigt sich hauptsächlich mit psychologischen und sozialen Fragen, während Hard Science-Fiction den Schwerpunkt auf technische Details und Korrektheit legt.

Sonja: In welche Zeit würdest du denn gern zurückreisen, wenn du es könntest?

Andrea

In eine Zeit, in der es noch keine Menschen gibt. Ich würde gern durch einen Wald laufen, der noch nicht krank ist, sondern der gesund ist, um die Lungen wirklich mit frischem, guten Sauerstoff zu fühlen. Die Ruhe und Sauberkeit würde ich sehr genießen.

Sonja: Dann möchtest du auch keinen Urmenschen begegnen oder so?

Andrea Henning

Nein, nein, lieber nicht. Ich weiß ja nicht, wie die wirklich drauf waren und ob die mich braten wollen oder so (lacht). Kannibalen waren es wohl eher nicht, aber es gibt dennoch es sehr unterschiedliche Aussagen und Belege zu ihrem sozialen Verhalten, denen ich lieber nicht persönlich auf den Grund gehen will.

Ein zweites Wunschzeitreiseziel wäre, meinen Opa noch einmal zu treffen. Ich hatte einen Opa, den ich sehr, sehr geliebt habe, der mich auch sehr geprägt hat mit seiner Humanität und seinen Ansichten zum Leben. Zu ihm würde ich gern reisen und ihm sagen, wie sehr ich ihn liebe und was er mir noch immer bedeutet.

Selfpublishing

Sonja: Ja, das ja geht wahrscheinlich vielen Menschen so, dass sie gerne noch mal jemandem was sagen würden, der schon leider verstorben ist. An dieser Stelle kommt nun ein eiskalter Cut und wir gehen ein bisschen auf dein Leben als Autorin ein: Du hast deine Bücher bisher im Selfpublishing rausgebracht, richtig?

Andrea

Richtig.

Sonja: Kannst du ein bisschen was über deine Erfahrungen berichten? Wie hast du das gemacht oder wie bist du da vorgegangen und was hast du für dich so als beste Lösung gefunden? Und was hast du dabei gelernt?

Andrea

Also vor über 20 Jahren habe ich in einer Zeitschrift mal einen ganz kleinen Artikel gelesen über BoD. Das war ja einer der ersten oder vielleicht sogar der erste Selfpublisher Verlag in Deutschland, und ich habe mir diesen Artikel ausgeschnitten und er fiel mir immer mal wieder in die Hände. Heute veröffentliche ich meine Bücher tatsächlich über BoD.

Es war für mich seltsamerweise nie eine Option, an einen großen Verlag heranzutreten, sondern es gab immer den Wunsch, die Veröffentlichung selbst in die Hand zu nehmen. Auch wenn nicht immer alles glatt läuft, fühle ich mich bei BoD gut aufgehoben.

Gerade am Anfang wusste ich gefühlt gar nichts, das war sehr aufregend. Da hatte ich so viele Fragen und Probleme: Was ist ein Buchblock? Ach so, das Cover muss auf die Seitenanzahl genau angepasst werden? Es reicht nicht zu sagen ja, es sind ungefähr 200 Seiten, sondern nein, es müssen exakt die 232 Seiten angegeben werden – und so weiter!

Mir war gar nicht so bewusst, dass die Maße wirklich auf einen Millimeter angegeben werden müssen oder wie das mit dem Impressum läuft. Das übernimmt BoD glücklicherweise für mich.

Auch muss ich mir keine Gedanken machen, wie die Bücher dann in die Nationalbibliothek kommen – auch das erledigt BOD.

Sonja: Da bist du schon beim Veröffentlichen und dem Vertrieb, aber vorher passiert ja auch eine ganze Menge. Es ist ja nicht nur Schreiben und bei BoD oder anderem Anbieter abgeben, sondern man braucht ja ein Cover, den Buchsatz, usw.

Andrea

Ja, genau. Dafür kann man entweder Spezialisten beauftragen, oder man kann es auch selber machen, wenn man dafür ein Händchen und die Zeit hat. Ich habe weder das Händchen noch die Zeit. Also gebe ich das an erfahrene Leute weiter. Ich mag mich mit tiefergehenden technischen Dingen auch nicht auseinandersetzen.

Das ist das Schöne am Selfpublishing. Ich habe die Freiheit, Dinge selbst zu entscheiden. Was kann ich selbst erledigen, was gebe ich an BoD weiter und was möchte ich woanders hin auslagern? Zum Beispiel das Lektorat oder das Cover. Ich denke, es lohnt sich immer auch, Preise zu vergleichen und die Menschen zu finden, die zum eigenen Werk passen.

Autorin Andrea Henning
Andrea Henning
Soft Science Fiction
Sternzeichen: Stier

Lesetipps:
Hesse: „Das Glasperlenspiel“, Kafka: gesammelte Werke, Terry Pratchett und Neil Gaiman: „Good Omens“

Bücher: Morgen wird heute wie gestern*, Morgen wird heute wie gestern*, Der Mythos von Lumensphere*

Sonja: Wie siehst du das mit dem Lektorat und diesen ganzen Schritten, die ein Buch so durchläuft? Ein Muss?

Andrea

Bei „Morgen wird Heute wie Gestern“ gab es kein Lektorat, nur ein Korrektorat. Das war so in Ordnung für mich. Bei „Lumensphere“ hingegen hatte ich ein Lektorin, da die Geschichte viel komplizierter war und ich mich damit sicherer gefühlt habe. Ich bin absolut kein Fan davon zu sagen, dass ein Lektorat ein Muss ist. Das sollte wirklich jeder für sich entscheiden, je nachdem, wie man sich wohler fühlt und natürlich auch was finanziell machbar ist. Ein professionelles Lektorat kostet eine Menge Geld. Wenn die Entscheidung gegen ein Lektorat fällt, ist das auch völlig in Ordnung.

Sonja: Du arbeitest aber intensiv mit Testlesern zusammen, von denen du dann Feedback bekommst und die darauf achten, dass die Geschichte stimmig ist und die Figurenentwicklung passt?

Andrea

Ja, ich habe ein super Testlese-Team. Eine Testleserin habe ich über Instagram kennengelernt. Das ist die Anni. Sie fokussiert sich darauf, wie sich die Figuren entwickeln und wie sie miteinander umgehen, ist also eher auf der emotionalen Ebene unterwegs. Außerdem hat sie für den zweiten Teil von „Morgen wird Heute wie Gestern“ das Korrektorat übernommen.

Meinen zweiten Testleser, Jan, habe ich im realen Leben kennengelernt. Er ist durch und durch ein Zahlenmensch, im Übrigen Kopfrechenweltmeister, und achtet eher darauf, ob die Zeiten und Zeitabstände usw. logisch gestaltet sind.

In Zukunft wird mein Team um eine Testleserin wachsen. Julia ist selbst Autorin und kennt meine bisherigen Werke. Ich finde es wichtig, dass meine Testleser etwas mit dem Genre anfangen können.

Es ist wertvoll, Rückmeldungen für mein Skript aus verschiedene Perspektiven zu bekommen.  Ob Emotionen, Charakterentwicklung, Worldbuilding oder Logik – so habe ich das ganz gut abgedeckt, finde ich.

Sonja: Ja, das stimmt. Wenn man mit Testlesern arbeitet, ist es gut, dass jeder einen eigenen Blickwinkel hat. Du hast zwei, zukünftig drei Testleser. Ist das eine gute Größe oder würdest du mehr empfehlen? Wann wird es zu viel?

Andrea

Das ist eine sehr persönliche Entscheidung. Mit nur einem Testleser zu arbeiten, wäre mir gerade bei den komplizierteren Geschichten zu wenig. Das wäre ein sehr einseitiger Blick auf das Skript. Auf der anderen Seite könnte ich mir vorstellen, dass zum Beispiel fünf Testleser zu viel sein würden. Wie heißt es so schön „Viele Köche verderben den Brei.“

Da können im Zweifel fünf verschiedene Meinungen entstehen, die mich zweifeln oder verzweifeln lassen würden. Die Arbeit mit zwei Testlesern ist es schon herausfordernd.

Ich gehe immer Seite für Seite durch und arbeite die Anmerkungen ein. Anni und Jan sind sehr aufmerksam und fleißig. Ich lese jeden ihrer Kommentare und entscheide bewusst, ob ich das Skript anpasse oder nicht.Das dauert teilweise Wochen.

Sonja: Ja, das kann ich mir vorstellen. Mir geht es ähnlich mit Testlesern und Lektorat – das ja ist sehr herausfordernd und ich suche noch nach der optimalen Methode, diese ganzen unterschiedlichen Meinungen, Kommentare in den Text einzupflegen. Bei mir dauert es auch Monate, man geht ja selber auch noch mal kritisch durch, während man dann diese Korrekturen oder Änderungsvorschläge einfügt. Das sind ja schon mehrere Durchgänge, die man macht.

Wie viele machst du oder wie viele hast du so bei deinen Büchern gemacht?

Andrea

Das kann ich gar nicht so genau sagen, weil ich auch mal nur Teil-Durchgänge mache. Zum Beispiel schaue ich mir einige Sequenzen zehnmal an, während ich andere, die mir von Anfang an gut gefallen, nicht so intensiv überarbeite. Das ist ganz unterschiedlich. Natürlich lese ich dennoch das ganze Skript mehrfach.

Sonja: Wie lange hast du an „Morgen wird Heute wie Gestern“ gebraucht, also vom ersten Wort bis das Buch veröffentlicht war?

Andrea

Das ist ja ein eher kurzer Roman. Als ich angefangen habe, ihn zu schreiben, war ich noch im Berufsleben. Ich muss überlegen. Ich glaube, insgesamt waren es dann doch über 2 Jahre vom ersten Wort bis zur Veröffentlichung.

Den Nachfolger zum Debüt habe ich etwa in einem halben Jahr runtergeschrieben, aber die Geschichte war auch schon länger in meinem Kopf. Die habe ich jetzt quasi nur von meinen Gedanken abgetippt, und die Überarbeitung ging dann auch relativ fix.

Sonja: Wie umfangreich ist das Buch in etwa? Damit man so eine Vorstellung hat.

Andrea

Das sind 56T Wörter, das ist jetzt keine Riesengeschichte mit einem ein überschaubaren Cast. Deswegen ging das dann auch schnell.

Andreas Schreibtipps

Sonja

Ich glaub, man wird im Laufe der Zeit auch schneller. Man entwickelt ja selber so Best Practices und kommt schneller rein, kommt schneller durch, zumindest mache ich bei mir die Beobachtung. Wie ist das bei dir? Hast du da einen Tipp?

Andrea

Dranbleiben! Und auch zu sagen: OK, vielleicht schaff ich nicht jeden Tag was zu schreiben, aber vielleicht schaff ich zumindest ein- oder zweimal in der Woche die Datei aufzumachen und zu schreiben. Schon das hilft.

Noch vor ein paar Jahren habe ich meine Skripte manchmal zwei Monate lang nicht angerührt, weil einfach die Zeit nicht da war. Und dann wusste ich schon gar nicht mehr, in welchem Gefühl ich die Story eigentlich verlassen habe? Dann musste ich mich erstmal fragen, in welcher Szene bin ich eigentlich gerade? Was ist kurz davor passiert?

Das war raus aus dem Kopf, weil einfach der Alltag so voll war. Und deswegen würde ich jedem raten, dranzubleiben und wenn es täglich nur eine Viertelstunde oder zwanzig Minuten sind, einfach um in der Geschichte und in der Emotion zu bleiben. Das wäre wirklich ein wichtiger Tipp, den ich so geben kann.

Sonja

Das kommt mir bekannt vor! Mir geht es ähnlich, ich muss jeden Tag wenigstens 100 Wörter schreiben, um gedanklich in der Geschichte zu bleiben. Man vergisst einfach zu viel.

So, liebe Andrea, wir kommen zum Ende. Das war ein sehr schönes Interview, vielen Dank! Eine letzte Frage habe ich sogar noch: Trifft man dich auf Buchmessen oder wo kann man dich erreichen

Andrea

Auf Buchmessen bin ich leider nicht, weil ich es einfach kräftemäßig nicht hinbekommen würde. Man findet mich auf Instagram. Hier gibt’s Neuigkeiten, Themen rund ums Schreiben und Lesen. Das ist derzeit die einzige Plattform, auf der ich Werbung mache. Eine Internetseite kommt vielleicht auch irgendwann, da habe ich aber aktuell keine konkreten Pläne.

Andreas Bücher

Morgen wird gestern wie heute

Morgen wird gestern wie heute

Gestern ist auch noch ein Tag!
David traut seinen Augen nicht: Da hat sich eine junge Frau in seine Zeitmaschine geschlichen! Von ihrer Neugier getrieben wird sie unfreiwillig zum Passagier einer außergewöhnlichen Reise in die Vergangenheit.
Nun müssen sich der schüchterne Hobbybastler und die hübsche Joni gemeinsam in der Steinzeit zurechtfinden, denn dummerweise geht die Zeitmaschine erst kaputt und verschwindet dann auch noch. Zusammen stellen sie sich den Gefahren und Hindernissen jener Zeit, immer von der Frage begleitet: «Kommen wir wieder nach Hause?» Bo!

Morgen wird heute wie gestern

Morgen wird heute wie gestern

Morgen wird Gestern sein Davids großer Traum wird wahr: Zusammen mit Joni, Ecki und dessen Freundin reist er in die Kreide. Viel Zeit zum Entdecken dieser aufregenden Epoche bleibt ihnen jedoch nicht. Eine wichtige Mission führt sie zurück in die Steinzeit. Dort erwartet sie nicht nur die Frage, ob ein Saurier als Haustier geeignet ist, sondern auch die Bekanntschaft mit einer jungen Frau, die ihre Welt gehörig auf den Kopf stellt. Während sie Geheimnissen auf die Spur kommen, überschlagen sich die Ereignisse, und prompt fehlt vor allem eins: Zeit!

Der Mythos von Lumensphere

Der Mythos von Lumensphere

Obrist Morris Fling und seine Crew aus dem 44. Jahrhundert haben sich dem Schutz der Menschheit über alle Epochen verpflichtet. Als die Zeitreisenden im 21. Jahrhundert eine verlassene Villa von außerirdischen Wesen befreien sollen, treffen sie auf die amnestische Anna. Die außergewöhnliche, junge Frau weckt Morris` Interesse. Um ihre Erinnerungen zurückzuholen, bringt das Team sie für eine Ritual auf den Back-up-Planeten Aroxa Proxìma. Dort wird Anna offenbart, dass sie ein gewaltiges Geheimnis in sich trägt, weit älter als die Menschheit selbst. Morris begibt sich auf die Reise, um ihrem Mysterium auf die Spur zu kommen und sucht nach Antworten, die Anna nicht zu geben vermag. Dabei wird er unversehens ein Teil ihrer Geschichte …

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Fantasy Autorin und passionierte Buchliebhaberin, großer Fan von Hobbits, Vampiren, Drachen, Metal und allem Magischen. Lebt mit Mann und Kindern in der Nähe des Teutoburger Waldes.

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