Buchsatz: Selbermachen oder vom Profi erstellen lassen? Eine Entscheidungshilfe

Du hast dein eigenes Buch geschrieben und möchtest es endlich mit der Welt teilen? Dann fragst du dich sicher, wie aus deinem Manuskript eigentlich eine echte, druckfertige Buchdatei wird. Vielleicht bist du auch schon über das Stichwort Buchsatz gestolpert – und hast nun umso mehr Fragezeichen im Kopf:

  • Kann ich den Buchsatz für mein Buch selbst erstellen?
  • Wenn ja, wie kann ich das lernen?
  • Oder sollte ich dafür besser eine*n Buchsetzer*in beauftragen?

Wenn dich diese Fragen gerade beschäftigen, bist du hier genau richtig. In diesem Beitrag erfährst du, was dafür und was dagegen spricht, den Buchsatz selbst zu erstellen. Denn eins kann ich vorwegnehmen: Ob Selbermachen oder einen Profi buchen – es gibt nicht nur die eine richtige Wahl. Doch es gibt einige Pros und Kontras, die du unbedingt kennen solltest. Damit du am Ende die beste individuelle Entscheidung für dich und dein Buch treffen kannst!

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Viktoria Sabo von Covered in Colours, Bild: Corinna Alberth Fotografie, Rödental

Wer schreibt hier eigentlich?

Hi, ich bin Viktoria von Covered in Colours Buchdesign. In meinem Beruf begleite ich tagtäglich Autor*innen bei ihrer Veröffentlichung und verleihe ihren Worten Farbe. Ob Cover, Werbemittel oder Buchsatz: Ansprechende Bücher zu produzieren, ist mein absoluter Herzensberuf, in dem ich komplett aufgehe.
Da könnte man meinen, dass ich dir nun sicher empfehle, den Buchsatz uns Buchsetzer*innen zu überlassen – Ende des Artikels?! Doch das ist natürlich nur die eine Seite der Medaille, und ich möchte dir gerne beide Seiten vorstellen. Darum lass uns dem Thema „Buchsatz selber machen vs. Profis überlassen“ heute genauer auf den Grund gehen.

Was ist der Buchsatz nochmal?

Beim Buchsatz dreht sich alles darum, dein Manuskript für den Druck vorzubereiten. Dabei wird dein Text Seite für Seite formatiert. Ein Buchlayout folgt festen Konventionen, die wir alle von den Büchern aus unserem Regal kennen. Vom Aufbau des Buches über das Layout der einzelnen Seiten bis hin zur Feinformatierung der Absätze und Sätze (Typografie) gibt es dabei eine ganze Menge zu beachten.

Klingt etwas kompliziert? Das ist es auch. Der Buchsatz ist ein Handwerk für sich, das früher sogar ein eigenständiger Beruf war (Schriftsetzer*in) und das man sich erst einmal aneignen muss. Heute geht das z. B. im Grafikdesign-Studium, in einer Mediengestalter-Ausbildung – oder per Schnelldurchlauf in Onlinekursen. Und da sind wir auch schon mitten im Thema.

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Foto: Corinna Alberth Fotografie, Rödental

Faktor 1: Möchte ich den Buchsatz selbermachen?

Vielleicht hattest du schon mal ein Buch in der Hand, das sich einfach nicht gut lesen ließ? Zu enge Zeilen, zu kleine Schrift, irgendwie einfach kein gutes Lesegefühl? Ein schlechter Buchsatz macht das Lesen anstrengend, und spätestens nach ein paar Seiten verliert man die Lust.

Buchsetzer*innen wissen genau, wie man ein lesefreundliches Layout erstellt – denn es ist ihr tägliches Handwerk, das sie über Jahre erlernt und trainiert haben. Auch lässt sich ein guter Buchsatz nicht mal eben in Word herstellen, sondern man braucht dazu ein spezielles Layout-Programm (z. B. Indesign oder Affinity Publisher).

Doch natürlich kannst auch du als Autor*in die Buchsatz-Grundlagen und den Umgang mit einem Layout-Programm erlernen, zum Beispiel in einem Onlinekurs. Dafür solltest du außerdem ein Gespür für Ästhetik und ganz viel Zeit, Lust und Geduld mitbringen. Recherchiere am besten einfach mal online zum Thema Buchsatz und überlege dir, ob dir das Spaß machen könnte.

Unterschätze dabei aber den Aufwand und die technischen Herausforderungen nicht. Spätestens, wenn auch noch Bilder oder Ziergrafiken ins Spiel kommen, oder wenn du ein komplexes Sachbuch-Layout brauchst, ist der Buchsatz gar nicht so leicht zu erstellen.

Wann es sich dagegen lohnen könnte, den Buchsatz selbst zu erlernen? Ich würde sagen, wenn du sehr häufig Bücher veröffentlichen oder ganze Reihen schreiben möchtest. Dann kann sich eine Weiterbildung in dem Bereich langfristig auszahlen, da du deinen Buchsatz künftig immer wieder selbst erstellen kannst. So bist du dauerhaft unabhängig von Buchsatz-Dienstleistern.

Faktor 2: Wie wichtig ist mir die Qualität?

Andererseits solltest du bedenken, dass du mit einem Selbstlernkurs meist nicht die Qualität erreichen wirst, die ein Profi erreicht. Ich habe schon einige Buchsatz-Kurse gesehen, aber bisher keinen gefunden, der das gesamte benötigte Knowhow vermittelt. Eigentlich klar, denn ein paar Stunden Videomaterial können ja nicht alles abbilden, was den Schriftsetzer-Beruf ausmacht. Und so bleibt man verunsichert und mit Wissenslücken zurück.

Den meisten selbstgesetzten Büchern sieht man leider auch an, dass hier etwas nicht stimmt. Denn häufig werden die „unsichtbaren“ Regeln nicht beachtet, die deine Leser*innen von Büchern erwarten – und die sie oft auch gar nicht genauer benennen können. Es ist einfach ein Gefühl. Vergleichst du ein selbstgesetztes Buch dann mit einem Buch aus deinem Regal, fällt dir vielleicht der Unterschied auf:

Die Kapitel-Überschriften sollten gar nicht ganz oben auf der Seite beginnen, sondern etwas nach unten versetzt? Die Seitenzahl sollte auf einer nur halb mit Text gefüllten Seite entfernt werden? Es steht niemals eine einzelne Zeile ganz oben auf einer neuen Seite, sondern immer mindestens zwei? Und es werden französische Anführungszeichen ( » ) statt der uns bekannten ( „ ) verwendet? All das und noch vieles mehr solltest du beherzigen, um deine Leser*innen nicht zu irritieren.

Denn sie ziehen aus der Aufmachung deines Textes auch automatisch Rückschlusse auf deine Textqualität. Und obwohl wir alle wissen, dass das rein rational oft gar nicht berechtigt ist, funktioniert das menschliche Gehirn auf diese Weise. Vielleicht geht es dir selbst auch so, dass du Verlagsbüchern etwas mehr vertraust als selbstpublizierten Büchern? Das liegt daran, dass du dir hier sicher(er) sein kannst, dass der Inhalt professionell geschrieben, korrigiert und auch formatiert wurde. Und du dich nicht über ein schlecht lesbares Buch ärgern musst, wie man es im Selfpublishing immer wieder mal erwischt – leider!

Beziehe in deine Überlegung also auch mit ein, dass du erst mit viel Erfahrung dieselben Ergebnisse erreichen wirst wie ein*e Buchsetzer*in. Und wäge ab, ob dir die erreichte Qualität ausreichen wird. Denn letztlich sprechen auch einige Argumente für das Selbstmachen. Und zu diesen kommen wir jetzt.

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Foto: Corinna Alberth Fotografie, Rödental


Faktor 3: Wie viel Budget habe ich zur Verfügung?

Nun die „schlechte“ Nachricht für alle, die sich aus den genannten Gründen schon fast dazu entschieden haben, lieber einen Profi zu buchen: Der Buchsatz kann richtig teuer werden. Da ist es absolut nachvollziehbar, dass du hinterfragst, ob und wie du diese Investition einsparen kannst.

Denn ein Buch zu produzieren, geht ordentlich ins Geld, wenn du es professionell angehen möchtest: Lektorat, Korrektorat, Coverdesign, Werbemittel, vielleicht noch Illustrationen und dann der Buchdruck? Die gesamte Herstellung eines Buches kostet schnell mal vier- bis fünfstellige Beträge. Verständlich also, wenn du so viel wie möglich selbstmachen möchtest.

Dabei solltest du bedenken, dass es auch mehrere hundert Euro kostet, den Buchsatz selbst zu machen. Denn dazu braucht es nicht nur einen Onlinekurs, sondern auch die nötige (recht kostspielige) Layout-Software und eventuell Schrift- und Bildlizenzen.

Aber natürlich möchte ich gar nicht kleinreden, dass der Buchsatz eben dennoch ein hoher Kostenpunkt ist. Gerade, wenn du dein Debüt veröffentlichst und noch nicht absehbar ist, ob und wann sich die Investition rechnen wird. Und deshalb verstehe ich es gut, wenn einige meiner Kund*innen sich entscheiden, den Buchsatz selbst anzugehen. Viele wählen den Mittelweg und buchen zum Schluss einen professionellen Buchsatz-Check und Support bei mir. So kann ich sie für wenig Budget beim Buchsatz-Lernen unterstützen, und sie können sichergehen, dass in ihrer Druckdatei alles stimmt. Vielleicht wäre so etwas ja auch für dich die passende Lösung?

Faktor 4: Lohnt sich die investierte Zeit?

Ein ganz klarer Nachteil auf der DIY-Seite: Du musst unglaublich viel Zeit zur Verfügung haben, um dir das nötige Wissen beizubringen und alles umzusetzen. Wenn schon erfahrene Profis an einem Buchsatz etwa 2 bis 4 Wochen arbeiten, wirst du beim ersten Versuch vermutlich noch viel länger brauchen. Für das Lernen, Ausprobieren, Verwerfen und Umsetzen investierst du also ebenso viel – nur in Form von Zeit statt Geld. Zeit, die du vielleicht effektiver investieren könntest. Indem du sie Bereichen deines Autorenbusiness widmest, die dich mehr voranbringen, wie dem Schreiben oder deinem Marketing.

Ich kenne dieses Dilemma selbst. Als ich mich als Designerin selbstständig gemacht habe, wollte ich am liebsten auch nichts auslagern. Als kleines Business – und ein Business bist auch du als Autor*in – wollte ich möglichst viel sparen und zum Beispiel keine*n Webdesigner*in buchen. Eine Website erstellen, das kann ich schließlich als Designerin auch selbst hinkriegen, dachte ich mir. Die Folge: Meine Website war ganz okay, aber hat mir auch nicht allzu viele Kund*innen eingebracht.

Erst viel später habe ich mich entschieden, in ein professionelles Webdesign zu investieren. Und seitdem kommen die Kundenanfragen regelmäßig. Plötzlich konnte ich die hohen Kosten sehr schnell wieder reinholen. Wieso ich dir das erzähle? Weil für dich ähnliches gilt, wenn du dir ein Autorenbusiness aufbauen möchtest: Zeit steht nicht für sich allein. Zeit sollte immer mit Effizienz in die Waagschale gelegt werden.

Und noch ein kleiner Vorteil des Auslagerns am Rande: Während sich kaum abschätzen lässt, wie lange das Selbermachen dauert, gibt dir dein*e Buchsetzer*in einen konkreten Zeitplan an die Hand und hält deine Deadlines ein. Du kannst deinen Veröffentlichungs-Termin also genau planen und vorab bewerben – und dir sicher sein, dass deine Zeitplanung aufgeht.

Faktor 5: Möchte ich alles selbst in der Hand haben?

Dein Buch ist dein persönliches Herzensprojekt. Ein Werk, das du ganz allein erschaffen hast. Völlig verständlich, wenn es dir schwerfällt, fremde Dienstleister an dein Buch ranzulassen. Du möchtest vollen kreativen Spielraum und keiner soll dir seine Meinung oder seinen Geschmack aufzwingen, richtig?

Dann kann es sinnvoll sein, deinen Buchsatz selbst zu erstellen. Du kannst dich dabei austoben und von der Schriftart bis zu Ziergrafiken alles komplett selbst entscheiden. Jedes Detail deines Buches trägt deine Handschrift und repräsentiert dich als Künstler*in. Vielleicht macht dir der Buchsatz ja sogar Spaß und du entdeckst auf diesem Wege eine neue Leidenschaft!

Ich kann dich allerdings beruhigen: Es gibt auch Buchsetzer*innen, die dein Buch genau nach deinen Wünschen gestalten. Guten Dienstleistern sollte auch genau das am wichtigsten sein – dass ihre Arbeit DEINEN Geschmack trifft. Du kannst also in der Zusammenarbeit bestenfalls deine Vorstellungen offen ansprechen, Beispielbilder zeigen und deine Änderungswünsche einbringen.

Mein Tipp: Lies dir bei der Dienstleister-Suche die bisherigen Kundenstimmen durch und gleiche ab, ob deine Werte erfüllt werden. Kannst du deine Designwünsche frei anbringen, oder wirst du vor vollendete Tatsachen gestellt? Wie auch bei Lektorat und Co. gilt hier: Dein Gefühl wird dir verraten, mit welchen Dienstleister es gut passt – und mit wem nicht.

Aufgeschlagenes Buch, seitlich fotografiert, im Hintergrund ist ein Bildschirm mit einem Grafikprogramm zu sehen
Foto: Corinna Alberth Fotografie, Rödental

Mein Fazit: Buchsatz selber machen – ja, nein, vielleicht?

Wie du siehst, gibt es viele gute Gründe, die dafür, aber auch dagegensprechen, deinen Buchsatz selbst zu erstellen. Und auch, wenn ich berufsbedingt sicher etwas voreingenommen bin und dir eher den Weg zum Buchsatz-Profi empfehlen würde, war es mir wichtig, dir die wesentlichen Argumente für beide Seiten näherzubringen.

Am Ende bleibt es deine ganz persönliche Abwägung: 

  • Wie viel Zeit und Lust hast du, dich selbst mit dem Buchsatz-Lernen zu befassen? 
  • Welche Qualitätsansprüche stellst du an dein Buch – soll es möglichst professionell wirken, oder möchtest du alles gerne selbst in der Hand haben und dich kreativ austoben?
  • Und last but not least: Wie wägst du Zeit versus Geld für dich persönlich ab?

Diese Entscheidung kannst nur du treffen. Ich hoffe, dass ich dir dabei weiterhelfen konnte, beide Optionen für dich abzuwägen. Eins ist sicher: Am Ende sollst DU mit deinem Buch rundum zufrieden sein – und welcher Weg dich dorthin führt, bleibt ganz dir überlassen.

Ich wünsche dir viel Erfolg auf deinem Weg zum eigenen Buch!

Alles Liebe

Viktoria von Covered in Colours Buchdesign

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