Wer Fantasy schreibt, wird sich früher oder später auf die Suche nach mythologischen Vorbildern machen. Auch ich stand vor dem Problem, dass ich ein Dämonen-Lexikon suchte. Google und ChatGPT sind als Partner bei der Recherche ja kaum noch wegzudenken, aber man dabei nicht vergessen sollte: Es gibt auch echte, analoge (!), wunderbare Nachschlagewerke, in denen man frei von Algorithmen stöbern und vielleicht auch Dinge finden kann, die noch nicht jeder auf dem Schirm hat – buchstäblich! Obendrein hat man direkt eine verlässliche Quelle UND meist auch ein Literaturverzeichnis, das einen noch weiterbringt. In diesem Artikel stelle ich drei Bücher vor.

Inhalt
Einleitung
Ich bin fasziniert von Dämonen, vom Dunklen und Verborgenen. Deshalb ist George, der Protagonist meines Buchprojekts, ja auch ein Halbdämon (in meiner Welt heißen sie „Halbdarkadier“). Daraus hat sich eine große Geschichte entwickelt, aber die denke ich mir ja auch nicht komplett aus. Ich berufe mich gern auf Mythen und Legenden. Doch wo kann man die eigentlich nachschlagen? Welchen Dämonenarten gibt es? Jedes Fantasy-Game und jede Netflix-Serie hat da irgendwo ihre Ursprünge, doch das sind ja schon „verfälschte Mythen“. Selbst ChatGPT kann man nur bedingt trauen und Quellen gibt er nicht so gerne preis, und wenn, dann zuweilen ungenau oder fehlerhaft. Daher verlasse ich mich bei der Recherche gern auf das gedruckte Wort, inzwischen sehr gern auf Bücher, die VOR dem KI-Zeitalter entstanden sind.
Ich werde diese Liste übrigens erweitern – das nächste Buch habe ich bereits bestellt ;). Man kann einfach nicht genug Dämonenlexika besitzen. Ich mache übrigens wenig Unterschiede zwischen „wissenschaftlich“ und „populärwissenschaftlich“. Bücher beider Kategorien liste ich auf, denn für die Inspiration ist es mir gleichgültig, ob die Idee aus dem Hause Kröner oder Lyx kommt, wobei natürlich mein Literaturwissenschaftlerherz gern in renommierten Medien nachschlägt.
Lexikon der Götter und Dämonen

In über 2200 Artikeln bietet das „Lexikon der Götter und Dämonen“ Zugang zur Welt der Götter, Dämonen und Geister verschiedenster Kulturkreise und Religionen. Kompakt, konkurrenzlos, mit hilfreichen Registern – niemand, der sich für die Welt der Götter und Dämonen interessiert, kommt daran vorbei.
Renzension
Ich war hocherfreut, als ich dieses Büchlein vom Kröner Verlag gefunden habe: „Lexikon der Götter und Dämonen.“* Für mich ist das eine wahre Goldgrube! Kröner ist ein sehr renommierter Verlag, den ich aus meinem Literaturstudium noch sehr wohl kenne. Die leisten gute Arbeit, und dieses Buch ist auf jeden Fall jeden Cent wert! (Sparfüchse schauen mal bei Medimops*, meiner Erfahrung nach muss man aber Glück haben, da wissenschaftliche Bücher sehr preisstabil sind.)
Das Lexikon listet alphabetisch die Dämonen und Götter auf, natürlich mit Querverweisen und Quellenangaben, wie man das so von einem Lexikon kennt. Die Artikel sind kurz und sehr informativ und man findet Hinweise, wo man tiefer nachforschen kann. Von der wissenschaftlichen Exaktheit darf man bei einem renommierten Verlag wie Kröner natürlich ausgehen.
Was für mich von unschätzbarem Wert ist, sind die Register am Ende! Hier werden die Dämonen noch einmal nach Bei- und Zweitnamen sowie nach Funktionen (z. B. „Baumgottheiten“), nach Symbolen (z.B. „Auge“) und nach Völkern und Religionen sortiert. Jeder, der schon einmal nach keltischen Wassergöttern gesucht hat, wird sich über dieses Register freuen! Es ist ein fundiertes Dämonenlexikon, das in keinem Autorenregal im Spektrum Fantasy fehlen darf.

Für mich ist dieses Buch übrigens nicht nur ein schönes Nachschlagewerk für Dämonen, sondern fungiert auch als Namensfinder für Nebencharaktere sowie als Muse bei einem kleinen Schreibhänger – es ist prima, um zu stöbern und definitiv besser als doomscrolling oder Unterhaltungen mit ChatGPT.
Dämonen, Monster, Schattenwesen. Hall of Fame der Kreaturen

Dämonen und Monster sind seit jeher die Begleiter der Menschheit. Dieses Nachschlagewerk führt auf kurzweilige Art durch die ganze Welt der Fabelwesen. Geschöpfe der Nacht und Lichtgestalten sind ebenso vertreten wie mythische Götter, Kobolde, Elfen und Feen. Von A wie Abraxas bis Z wie Zyklop werden Hinweise zu ihrer Herkunft und Verwandtschaft geliefert. Durchgängig illustriert mit einer Fülle von Filmbildern, Gemälden und Zeichnungen. Unterhaltsames Kompendium der Fantasy-Fabelwesen. Rund 200 kenntnisreiche und kurzweilige Artikel von A bis Z.
Rezension
Dieses Buch, erschienen bei Lyx, legt es mehr auf Unterhaltung an und stellt die Monstren und Kreaturen in längeren Abschnitten vor. Es ist vergleichsweise reich bebildert und beschäftigt sich nicht nur mit mythologischen Dämonen aus der Antike, sondern auch mit Monstren aus Büchern, z.B. dem Balrog. Mich hat die Lektüre schon auf Ideen für Figuren gebracht, und ich finde es immer wieder inspirierend, darin zu blättern. Der Schwerpunkt liegt auf düsteren Wesen und Kreaturen, was besonders für Dark Fantasy-Freund:innen reizvoll sein dürfte. Das Literaturverzeichnis ist umfangreich und bringt einen auch nochmal auf weitere interessante Titel. Das Buch gibt es nur noch gebraucht.
Das Buch der Naturgeister

In diesem umfassenden Einführungsbuch finden Sie alles Wissenswerte über die Naturgeister – die phantastische, verspielt und magische Welt der Elfen, Waldfrauen, Riesen, Zwerge, Gnome, Kobolde und Nixen. Faszinierendes Hintergrundwissen über die Erdgeister mit Hinweisen, worauf es beim Umgang mit diesen zarten aber machtvollen Wesen ankommt.
Rezension
Dieses Buch kommt aus der esoterischen Ecke. Erschienen bei Goldmann Arkana widmet es sich Elementar- und Naturgeistern. Da ich in meinem Worldbuilding ursprünglich Gnome, Kobolde usw. einbauen wollte, habe ich mir damals dieses Buch gekauft. Es ist eine Mischung aus Erfahrungsbericht, esoterischem Wissen (was auch immer man da vermuten mag) und Erklärung von Elementen und Mythen. Ich war früher empfänglicher dafür, inzwischen betrachte ich das Buch als gute Grundlage für die Naturreligionen meiner Sphären, in dem ich gern nach Ideen wildere. Ich empfehle es allen, die in ihr Buch Hexenkulte und Fantasyreligionen einbauen wollen. Auch dieses Buch gibt es nur noch gebraucht, dafür sehr günstig.

Fazit
Auch jenseits von Suchmaschinen und KI macht es Spaß, auf Dämonenjagd zu gehen! Ich blättere gern durch echte Bücher und lese auch beim Schreiben immer mal wieder etwas nach. Beim analogen Stöbern findet man zuweilen echte Schätze und entdeckt mythologische Figuren, von denen man vorher noch nichts wusste. Sicher braucht man nicht unbedingt alle genannten Werke, aber sie ergänzen sich schön gegenseitig und jedes bringt nochmal einen eigenen Ansatz mit.
Kennst du weitere Dämomenlexika und kannst mir eins empfehlen? Diesen Artikel werde ich definitiv noch erweitern. Falls du dich für Recherche und Autorenleben interessierst, schau gern hier auf dem Blog vorbei.
Tipp für Sparfüchse: Die Bücher gibt es meist auch gebraucht bei medimops*.
1 Gedanke zu „Dämonen-Lexikon für Fantasyautor:innen“