Seit Jahrhunderten fasziniert und ängstigt die Vorstellung von Dämonen und dämonischen Kreaturen die Menschen auf der ganzen Welt. Vorstellungen von Dämonen existieren in allen Kulturen: Von den feurigen Tiefen der Hölle bis hin zu den dunkelsten Ecken unserer Vorstellungskraft ist der Dämon Gegenstand unzähliger Mythen, Legenden und Geschichten. Doch woher stammen diese Erzählungen über das Dämonische? Was stellen sie in den verschiedenen Kulturen dar, und wie haben sie sich im Laufe der Zeit entwickelt? In diesem Artikel erforsche ich die Ursprünge und Mythen des Dämonischen: Was macht sie so anziehend? Wir steigen hinab in die Unterwelt und folgen unseren dunkelsten Ängsten.
Inhalt
Ursprung und Definition der Dämonen
Dämonische Wesen treten in vielen Kulturen und Religionen auf. Sie werden oft als böse und gefährliche Wesen beschrieben, die menschliche Seelen einfangen oder auf andere Weise Schaden anrichten. Die Vorstellung von Dämonen variiert jedoch je nach Kultur und Überlieferung. In einigen Kulturen werden sie auch als unabhängige Wesen betrachtet, während sie in anderen als Diener höherer Mächte angesehen werden.
Der Begriff „Dämon“ hat seinen Ursprung im Griechischen. Im Etymologischen Lexikon findet sich die folgende Definition:
Dämon m. ‘böser Geist, verhängnisvolle übernatürliche Macht’. Griech. dá͞imōn (δαίμων), lat. daemōn ‘Gott, schützendes oder Verderben sendendes göttliches Wesen’, wahrscheinlich im Sinne von ‘Zuteiler’ zu griech. dá͞iesthai (δαίεσθαι) ‘teilen, verteilen’ und damit zur Wurzel ie. *dā(i)-, *dī̌- ‘teilen, zerschneiden, zerreißen’ (s. Zeit) gehörend, gelangt zunächst im 16. Jh. in der spätlat. und mlat. üblichen, von christlichem Denken geprägten Bedeutung ‘Teufel’ ins Dt. Der Mitte des 18. Jhs. einsetzende literarische Gebrauch greift stärker auf antike Vorstellungen zurück (‘Gutes oder Böses bewirkendes überirdisches Wesen’ oder ‘dem Menschen innewohnende schicksalbestimmende Macht’), verbindet mit der Bezeichnung aber weiterhin meist negative Wertungen.
– dämonisch Adj. ‘teuflisch, unheimlich, übernatürliche Kräfte aufweisend’, Ableitung nach dem Vorbild von griech. daimonikós (δαιμονικός), lat. daemonicus, vereinzelt Ende des 16. Jhs., geläufig seit der 2. Hälfte des 18. Jhs. Dämonie f. ‘das Vorhandensein, Wirken übernatürlicher bedrohlicher Kräfte’ (Mitte 18. Jh.).
– Dämonismus m. ‘Glaube an Dämonen, Lehre von Dämonen’ (Wieland 1788), Übernahme von gleichbed. engl. demonism (Shaftesbury 1699).
„Dämon“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, abgerufen am 07.06.2023.
In der christlichen Tradition werden Dämonen oft als gefallene Engel betrachtet, die sich gegen Gott aufgelehnt haben. Der bekannteste Vertreter: Luzifer, der Teufel. Es gibt jedoch auch andere Interpretationen, zum Beispiel in der islamischen Tradition, in der Dämonen als eigenständige Wesen betrachtet werden, die von Allah erschaffen wurden.
In der griechischen Mythologie gab es verschiedene Dämonenarten, darunter die Harpyien, die Sirenen und die Gorgonen.
Es gab noch weitere Dämonen, die verschiedene Aspekte des menschlichen Lebens repräsentierten, zum Beispiel der Daimon Eros, der die Liebe verkörpert und sowohl positiv als auch negativ Einfluss nehmen kann. Ein weiteres Beispiel ist der Dämon Dionysos, der für Wein, Ekstase und Rausch steht. Diese Dämonen wurden nicht als gruselige Wesen angesehen, sondern als mächtige göttliche Kräfte, die das Leben der Menschen beeinflussen konnten.
Vorstellungen von Dämonen und dem Dämonischen ziehen sich durch die gesamte Geschichte der Menschheit. Die Einteilung in „gut“ und „böse“ wurde von der jeweils herrschenden Kultur getroffen.
Welche Dämonen und Dämonenarten gibt es?
Dämonischen Wesen wurden im Laufe der Zeit viele verschiedene Eigenschaften und Fähigkeiten zugeschrieben. In vielen Kulturen werden sie als böse und gefährliche Wesen betrachtet, die den Menschen Schaden zufügen oder sie verführen wollen. In anderen Kulturen werden sie als Diener höherer Mächte angesehen, die die Menschen auf die Probe stellen oder ihnen helfen können.
Ihre Erscheinungsformen sind vielfältig: Ihre Gestalt weist oft Merkmale von Mensch und Tier auf.
Dämonenarten: Chimären, Theriokephalie und Therianthropie
Dämonen erscheinen häufig in menschenähnlicher Form, in vielen Überlieferungen treten sie jedoch als Tiere oder Mischwesen auf, wobei man hier unterscheiden muss: Mensch-Tier-Mischwesen wie der Satyr, die Harpye, die Meerjungfrau oder der Zentaure werden als „Chimäre“ bezeichnet. Sie zeichnen sich durch einen menschlichen Kopf mit tierischen Gliedmaßen aus.
Dämonen zeichnen sich – wenn man es ganz genau und archäologisch betrachtet – durch Theriokephalie aus. Das bedeutet: Tierköpfigkeit. Die kennen wir vor allem aus dem alten Ägypten, wenn wir zum Beispiel an Anubis denken.
Das darf man natürlich nicht mit der Therianthropie verwechseln: Hier findet eine vollständige Verwandlung von einem Menschen in ein Tier oder umgekehrt statt. Das bekannteste Beispiel dafür ist der Werwolf.
Sie alle zählen im weitesten Sinn zur Familie der Dämonen, und sie begegnen uns in Büchern und Filmen andauernd.
In den verschiedenen Kulturen haben sich die Vorstellungen von dem Dämonischen recht unterschiedlich entwickelt, jeweils in Abhängigkeit der jeweils dominanten Religion. Im Folgenden stelle ich einige der bekanntesten Dämonen vor.
Dämonen in Europa
- Der Vampir (Europa): Der Vampir ist zweifellos einer der bekanntesten europäischen Dämonen. In der Folklore verschiedener Länder wie Rumänien und Bulgarien wird der Vampir als untoter Blutsauger dargestellt, der nachts zum Leben erwacht und die Lebenskraft der Menschen raubt. Der Vampir erfreut sich als Figur großer Beliebtheit, und er ist aus der Film- und Buchwelt nicht mehr wegzudenken. Er ist sehr eng mit dem Incubus (männlich) und Succubus (weiblich) verwandt. Bei diesen handelt es sich um Nachtalbe, die sich mit Menschen paaren, während diese schlafen. Der Ursprung von Incubus und Succubus liegt in Mesopotamien.
- Der Werwolf (Europa): Der Werwolf verwandelt sich während des Vollmonds in eine wilde und blutrünstige Bestie. Der Vorgang wird als Lykanthropie bezeichnet. Die Vorstellung geht zurück auf die altgriechische Sage von König Lykaon von Arkadien, der sein Kind opferte und von Zeus in einen Wolf verwandelt wurde. Der Werwolf verkörpert die Angst vor der animalischen Seite des Menschen und dem Verlust der Kontrolle über sich selbst. In zahlreichen Filmen und auch Büchern erlebt der Werwolf große Beliebtheit; auch auf ihn werden in einer ganzen Reihe von Büchern erotisch-romantische Vorstellungen projiziert.
- Die Banshee (Keltische Mythologie): Die Banshee ist ein weiblicher Geist aus der keltischen Mythologie, der als Vorzeichen des Todes gilt. Sie wird oft als schreiende Frau mit langen Haaren und in einem grünen Kleid dargestellt. Die Banshee ist ein Symbol für Trauer und Verlust und verkörpert die Verbindung zwischen den Lebenden und dem Reich der Toten.
In der europäischen Folklore gibt es neben diesen Dämonen auch positive Dämonen, wie etwa Haus- und Schutzgeister, die das Zuhause beschützen und Menschen helfen.
Asiatische Dämonen
Asiatische Dämonen sind oft mit der Natur und den Elementen verbunden. Viele von ihnen haben auch therianthropische Eigenschaften und können ihre Gestalt in eine Tierform wechseln. Während europäische Dämonen oft als bedrohlich und bösartig dargestellt werden, sind asiatische Dämonen oft ambivalenter Natur und können sowohl Gutes als auch Böses repräsentieren.
- Der Oni (Japan): In der japanischen Mythologie ist der Oni ein dämonisches Wesen mit übernatürlichen Kräften. Oni werden oft als riesige, grimmige Kreaturen mit Hörnern, scharfen Zähnen und wilden Frisuren dargestellt. Sie verkörpern das Böse und bringen Unheil über die Menschen.
- Der Yaksha (Indien): Der Yaksha ist ein mythologisches Wesen aus der indischen Kultur. Yakshas werden als Naturgeister angesehen, die oft in Wäldern und Gewässern leben. Sie können sowohl gutmütig als auch bösartig sein und repräsentieren eine vielschichtige Natur. Yakshas sind oft mit Reichtum und Wohlstand verbunden.
- Der Huli Jing (China): In der chinesischen Mythologie ist der Huli Jing ein Fuchsgeist, der die Fähigkeit hat, sich in eine schöne Frau zu verwandeln. Huli Jing sind oft listig und manipulativ, aber sie können auch als Beschützer oder Führer auftreten. Sie verkörpern die Dualität von Schönheit und Täuschung.
Afrikanische Dämonen
Afrikanische Dämonen sind oft eng mit dem Volksglauben und der spirituellen Praxis verbunden. Sie haben oft eine tiefere Symbolik und repräsentieren bestimmte Aspekte des menschlichen Lebens. Sie können auch positive Eigenschaften verkörpern.
- Der Tikoloshe (Südafrika): Der Tikoloshe ist ein dämonisches Wesen aus den Volksglauben in Südafrika. Er wird oft als kleines Wesen mit großen Augen und einer überdimensionalen Männlichkeit beschrieben. Der Tikoloshe wird mit Unglück, Krankheit und Missgeschicken in Verbindung gebracht und wird oft als Werkzeug der Hexerei betrachtet.
- Der Impundulu (Südafrika): Der Impundulu ist eine dämonische Kreatur aus der Mythologie der Zulu in Südafrika. Er wird als ein riesiger Vogel dargestellt, der Blitze kontrollieren und als Bote des Todes agieren kann. Der Impundulu ist ein Symbol für Macht und Kontrolle über die Naturgewalten.
- Der Mami Wata (Westafrika): Mami Wata ist eine weibliche Wassergeist aus der westafrikanischen Mythologie. Sie wird oft als eine schöne Frau mit langen Haaren und einem fischartigen Schwanz dargestellt. Mami Wata ist mit der Unterwasserwelt verbunden und wird als Göttin der Fruchtbarkeit, der Liebe und des Reichtums verehrt.
Fazit
Fazit: Die Welt der Dämonen ist reich an Mythologie, Vielfalt und Symbolik. Von den antiken griechischen Dämonen bis zu den schaurigen europäischen Gestalten, den ambivalenten asiatischen Wesen und den tief verwurzelten afrikanischen Kreaturen haben Dämonen die menschliche Vorstellungskraft seit Jahrhunderten beflügelt. Trotz kultureller Unterschiede lassen sich Gemeinsamkeiten in der Vorstellung von Dämonen finden, sei es ihre Verbindung zur Natur, ihre transformative Natur oder ihre Fähigkeit, das Leben der Menschen zu beeinflussen.
Hier auf dem Blog werde ich mich auch weiterhin mit Dämonen beschäftigen – nicht zuletzt, weil sie keine unwesentliche Rolle in meinem Buchprojekt „George und Deborah“ spielen: In meinem Buch bezeichnen sich die Dämonen als Magier und stammen aus anderen Dimensionen, die über unsere Dimension miteinander verknüpft sind. Es treten verschiedene Dämonenarten auf. Ihre Fähigkeiten und Eigenschaften sind abhängig von ihrer Generation und dem, was sie gelernt haben.
Wenn du Fragen, Ergänzungen oder Wünsche für weitere Artikel über Dämonen hast, schreib mir gern einen Kommentar!
Über #projekthalbdämon
Halbdämon George rettet Druidin Deborah und betritt damit das Schlachtfeld eines interdimensionalen Krieges.
Am aktivsten bin ich aktuell auf Instagram – ich freue mich, wenn du mir dort folgst! 🙂
Was die Mythen über Werwölfe betrifft, so geht es konkret in Richtung griechische Mythologie. In erster Linie ist dort die Rede von der Gestalt Lykaon – und diese Gestalt wurde von Zeus in einen Wolf verwandelt. Altgriechisch Λύκος Lýkos = deutsch -> ‚Wolf‘. Es gibt in der griechischen Mythologie noch eine wolfsartige Gestalt mit dem Namen Makedon. Makedon weißt Ähnlichkeiten mit dem ägyptischen Anubis auf.
„In der Filmreihe mit dem Titel „Underworld“ werden die Werwölfe Lykaner bezeichnet, abgeleitet von Lykaon. Die Verwandlung eines Menschen in einen Werwolf wird Lykanthropie bezeichnet, ebenfalls abgeleitet von Lykaon aus der griechischen Mythologie.“ -> https://www.mythologie-antike.com/t160-lykaon-mythologie-konig-in-arkadien-und-vater-von-ruchlosen-gottlosen-sohnen
Hallo Holger,
oh, das finde ich sehr spannend, und die Underworld-Reihe mag ich sehr gerne ;).
Vielen Dank für den Link, das ist wirklich sehr aufschlussreich!
Liebe Grüße, Sonja
Die Underworld-Reihe habe ich mir auch komplett angesehen. Dabei bin ich dann über den Begriff Lykaner für Werwölfe gestolpert – und so kam ich auf Lykaon.
Liebe Grüße
Holger
Ich habe nicht alle gesehen – habe jetzt auf Netflix einen gesichtet, den ich noch nicht kenne. Aber die Reihe hat mich seit dem ersten Film in ihren Bann gezogen. Da gab es dann ja auch dieses Hybridwesen – gebissen von Vampir und Lykaner.
Es gibt ja in Filmen, Comics und Büchern ganz verschiedene Interpretationen. Mir ist geläufig, dass Lykaner als „auf zwei Beinen gehend“ klassifiziert werden, während Werwölfe in ihrer Wolfsgestalt Vierbeiner sind: Dementsprechend gibt es zwischen Werwolf und Lykaner nochmal einen Unterschied.
Was die Verwandlung angeht, so scheint es da auch verschiedene Formen zu geben. Das finde ich schon sehr spannend, zumal in meinem erdachten Dämonenkosmos auch Werwölfe auftreten.
Liebe Grüße,
Sonja
Ich empfehle dir den Film „Red Hiding Hood – Unter dem Vollmond“
Das ist eine Mischung zwischen Rotkäppchen und Werwölfen -> https://de.wikipedia.org/wiki/Red_Riding_Hood_%E2%80%93_Unter_dem_Wolfsmond
Liebe Grüße
Holger
Anmerkung, @Sonja:
Ich schätze, dass der Film „Red Hiding Hood“ deinen Geschmack trifft. In erster Linie handelt es sich um eine Liebesgeschichte -> https://youtu.be/Ye_mDZRMzeo?si=Rmsr-_aF1QDdYgsG
Um Werwölfe geht es auch, allerdings ist es kein Horror-Film.
LG
Holger
Danke für den Filmtipp, das klingt nach einer Geschichte, die mir gefällt :).
Ich mag Werwölfe sehr besonders die Filme, vor allem die Werwölfe mal gut sind und nicht immer als Menschenfressdendes Monster. Als Kind habe ich american werewolf gehasst. The bitten war eine tolle Serie, leider hatte sie nur 3 staffeln. Werwölfe die für die Menschen kämpfen. Die Serie kam ich nur empfehlen, für die Werwölfe mag.
Hallo Markus,
danke für deinen Kommentar :). „The Bitten“ sagt mir nichts, aber das wird sich ändern! Demnächst plane ich einige Artikel über Werwölfe, da ist das ein prima Tipp, danke!
Liebe Grüße
Sonja