Welche Entscheidungen deines Lebens bereust du? Wo und wann wärst du gern im Nachhinein anders abgebogen? Diesen Fragen geht „Die Mitternachtsbibliothek“ von dem britischen Autor Matt Haig nach. Gefangen zwischen Leben und Tod erhält Nora Seeds die Chance, sich eine andere Variante ihres Lebens auszusuchen, um zu schauen, ob ihr Leben vielleicht einen anderen Verlauf genommen hätte.
Inhalt
Stell dir vor, auf dem Weg ins Jenseits gäbe es eine riesige Bibliothek, gesäumt mit all den Leben, die du hättest führen können. Buch für Buch gefüllt mit den Wegen, die deiner hätten sein können.
Hier findet sich Nora Seed wieder, nachdem sie aus lauter Verzweiflung beschlossen hat, sich das Leben zu nehmen. An diesem Ort, an dem die Uhrzeiger immer auf Mitternacht stehen, eröffnet sich für Nora plötzlich die Möglichkeit herauszufinden, was passiert wäre, wenn sie sich anders entschieden hätte. Jedes Buch in der Mitternachtsbibliothek bringt sie in ein anderes Leben, in eine andere Welt, in der sie sich zurechtfinden muss. Aber kann man in einem anderen Leben glücklich werden, wenn man weiß, dass es nicht das eigene ist?
Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig
Ich hatte schon von dem Buch gehört, als meine Freundin es mir zum Geburtstag schenkte, und ich habe mich eine Weile nicht herangetraut. Das Thema Suizid ist kein leichtes, genauso wenig wie Depression. Beides sind zentrale Motive in diesem Buch, die durchaus triggern können. Da ich selbst Phasen mit Depressionen kenne, habe ich bewusst auf eine Zeit gewartet, in der ich das, was mich hier erwartet, auch vertrage.
Die Neugier siegte, und ich kann schon sagen, dass es ein ganz zauberhaftes Buch ist. In liebevollen, gut verdaulichen Episoden lernen wir die Heldin Nora Seed kennen: Sie scheint ein geborener Pechvogel zu sein, der andauernd die falschen Entscheidungen trifft. Als sie dann auch noch ihren Job verliert und ihre Katze stirbt, beschließt sie, sich das Leben zu nehmen, woraufhin sie in der Mitternachtsbibliothek landet – einem magischen Ort, in dem ihr Bücher zeigen, wie ihr Leben auch hätte aussehen können.
Oft musste ich beim Lesen lächeln: Nora bereut so vieles und fragt sich bei so vielen Dingen, ob es nicht anders besser gewesen wäre: Hätte sie doch ihre vielversprechende Schwimmerkarriere nicht frühzeitig abgebrochen! Hätte sie ihren Verlobten Dan nicht vorm Altar stehenlassen! Wäre sie doch nur nach Australien ausgewandert! Wäre sie eine bessere Katzenmama für ihren Kater gewesen! Wäre sie in der Rockband geblieben!
Es gibt so viele kleine und große Dinge, bei denen man sich selbst wiedererkennt: Verpasste Chancen, nicht ergriffene Möglichkeiten – wer kennt das nicht aus dem eigenen Leben?
Wir begleiten Nora durch die verschiedenen „Was-wäre-gewesen-wenn“-Alternativen und durchleben mit ihr die Szenarien, die man sonst nur in Galadriels Spiegel sehen kann: „Was war, was ist, und was möglich wäre.“
Mehr zum Inhalt verrate ich jetzt nicht mehr, um nicht das Spoilern zu beginnen.
Mein Fazit
Die Mitternachtsbibliothek* lebt von ihrer originellen Idee, dass man vielleicht doch sein Leben ändern könnte, wenn man vielleicht eine Entscheidung anders getroffen hätte.
Nora Seed ist eine sehr sympathische Protagonistin, die sehr intelligent durch ihre alternativen Leben wandert und sich dabei selbst immer besser kennenlernt. Es macht Spaß, ihr auf ihren Wegen zu folgen und manchmal festzustellen, dass man im Nachhinein Chancen vielleicht besser bewertet, als sie in Wirklichkeit waren. Auch das kommt hinzu: So toll wie man oft glaubt, ist die Alternative auch nicht.
Matt Haig hat sich in vielen Büchern mit Depressionen beschäftigt. Sein umfangreiches Wissen leuchtet auch hier immer wieder durch die Zeilen, was die Lektüre abwechslungsreich und kurzweilig gestaltet.
Zwei Kritikpunkte habe ich dennoch: Protagonistin Nora Seeds ist eine so intelligente und belesene Frau, dass es mich immer wieder wundert, dass sie so viele Dinge offenbar verdrängt hat.
Das stört die Geschichte nicht unbedingt, ist aber auffällig. Da frage ich mich zwischendurch schon, warum Nora auf das ein oder andere nicht früher gekommen ist und ob Selbstmord da wirklich die richtige Reaktion war.
Mein zweiter Kritikpunkt ist: Es sind sehr viele Alternativen, und irgendwann wird es ein bisschen müßig. Die Kapitel sind kurz und alle interessant, aber nicht so fesselnd, wie ich mir das eigentlich von einem Buch wünsche – zumindest mich haben sie nicht so gefesselt. Das ist natürlich eine ganz subjektive Meinung. Es ist selten, dass ich drei Wochen mit einem Buch beschäftigt bin. Eins, das mich richtig fesselt, lese ich viel schneller.
Es ist eine Leseperle und ein Highlight. Es ist gut geschrieben, in Teilen etwas sehr ausführlich. Trotzdem finde ich, dass es insgesamt ein tolles Buch ist, das ich sicher noch verschenken werde!
Die Mitternachtsbibliothek* von Matt Haig ist 2021 bei droemer erschienen. Das Buch wurde mir von einer lieben Freundin geschenkt. Außer bei amazon gibt es das natürlich auch bei buecher.de* oder Weltbild*.
Zusammenfassung
Die Mitternachtsbibliothek: Was würdest Du in Deinem Leben anders machen? - Phantastopia.de
Welche Entscheidungen deines Lebens bereust du? Wo und wann wärst du gern im Nachhinein anders abgebogen? Diesen Fragen geht "Die Mitternachtsbibliothek" von dem britischen Autor Matt Haig nach. Gefangen zwischen Leben und Tod erhält Nora Seeds die Chance, sich eine andere Variante ihres Lebens auszusuchen, um zu schauen, ob ihr Leben vielleicht einen anderen Verlauf genommen hätte.
URL: https://amzn.to/3PVkgSv
Autor: Matt Haig
Name: Die Mitternachtsbibliothek
Autor: Matt Haig
ISBN: 3426282569
Veröffentlichungsdatum: 01.02.2021
Format: https://schema.org/Hardcover
4
Vorteile
- sympathische Protagonistin
- beschäftigt sich mit Depression
- originelle Buchidee
- lockerer Schreibstil
- kurze Kapitel
Nachteile
- sehr viele Alternativen - wird in der Mitte etwas müßig
- manche Handlungen der intelligenten Protagonistin sind nicht immer schlüssig
Weitere Leseempfehlung
Wem die „Mitternachtsbibliothek“ gefällt, könnte auch an der „Unsichtbaren Bibliothek“ Freude finden: Gemeinsam haben die beiden Bücher die Bibliothek als Zentrum ihrer Erzählung und die parallelen Welten: Während Nora aber in der Mitternachtsbibliothek ihre Alternativ-Leben kennenlernt, jagt Irene Winters in der unsichtbaren Bibliothek in verschiedenen Paralleluniversen rare Buchausgaben.
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Liebe Sonja, deine Rezension über die Mitternachtsbibliothek habe ich gerne gelesen und bin neugierig geworden. Ich werde es im Hinterkopf behalten, denn zuvor gibt es hier noch andere Bücher, die gelesen werden wollen.
Liebe Grüße
Gabi
Ich wünsche dir jetzt schon viel Freude mit dem Buch. Ich habe es jetzt auch jemandem geschenkt. Vielleicht ist es auch eher was für den Herbst:).
Liebe Grüße, Sonja