Momo von Michael Ende – eine Liebeserklärung an ein Buch

„Momo“ möchte ich gern Friedrich Merz und seinen Parteifreunden und -freundinnen an den Kopf werfen. Dieses Buch sollte jedem Kind vorgelesen werden und auch Erwachsene sollten es mindestens ein Mal im Leben lesen. Das Thema – die Zeit, und wie wir sie verbringen – könnte heute kaum aktueller sein. Vor 52 Jahren erschien Momo! Es war 1973 damals und wir hatten kein Internet und kein Social Media. „Momo“ liest sich wie eine Warnung, und es hat mich sehr berührt. Wenn du Elternteil oder Großelternteil bist oder die Grundschule in deiner Nähe nach „Lesepaten“ zum Vorlesen sucht: Mach es :). Lies dieses Buch einem Kind vor oder lies es auch einfach selbst nur für dich.

Momo

Momo von Michael Ende (Buch), liegend von schräg oben fotografiert

Momo, ein kleines struppiges Mädchen, lebt am Rande einer Großstadt in den Ruinen eines Amphitheaters. Sie besitzt eine außergewöhnliche Gabe: Momo hört den Menschen zu und schenkt ihnen Zeit. Doch eines Tages rückt das gespenstische Heer der grauen Herren in die Stadt ein. Sie haben es auf die kostbare Lebenszeit der Menschen abgesehen und Momo ist die Einzige, die der dunklen Macht der Zeitdiebe noch Einhalt gebieten kann.

Rezension „Momo“

Ich habe das Buch meinem Jüngsten vorgelesen. Er ist acht Jahre alt und genau im richtigen Alter für „Momo“. Nachdem wir die Unendliche Geschichte von Michael Ende gelesen hatten, war nun das Buch über die grauen Herren dran. Obwohl es mit knapp 300 Seiten ein eher kurzes Buch ist, taucht man doch sehr tief hinein. Es geht um die Zeit und wie wir sie verbringen, und es geht um den Sinn, den wir unserem Leben geben und auch über den Wert und die Bedeutung von Kunst. Mir jedenfalls sind diese Aspekte besonders ins Auge gestochen und ich möchte gerade im Zeitalter seelenloser KI-Rezensionen und KI-Zusammenfassungen über das schreiben, was dieses Buch mir am meisten gegeben hat.

„Momo“ ist ein tiefsinniges, weises Buch mit vielen Sätzen, die ich mir darin anstreichen könnte.

Momos besondere Gabe ist das „Zuhören“. Sie kann es so gut, dass die Menschen um sie herum automatisch auf neue Ideen kommen, sich vertragen und einen Weg finden, Streitigkeiten beiseite zu legen. Sie kitzelt die Kreativität aus den Menschen heraus und das Liebevolle, das ein jeder Mensch in sich trägt. Sie ist ein guter Geist für ihre Freunde.

Momo, aufrecht stehend fotografiert; man sieht den Buchrücken
Momo, Buch von Michael Ende

Das ändert sich, als die grauen Herren von der Zeitsparkasse auftauchen. Diese finsteren Typen, bei denen ich immer das Bild der Agenten aus „Matrix“ vor meinem Auge habe, schaffen es mit perfiden Argumentationen, die Menschen vom Zeitsparen zu überzeugen. Schon bald interessiert sich niemand mehr für das Schwätzchen mit der Nachbarin, für Kunst, für Momo.

Momo macht sich daraufhin mit der Schildkröte Cassiopeia auf den Weg und trifft auf Meister Hora, den Meister der Zeit, der ihr hilft, diese Quest zu überstehen und zu gewinnen.

Dieses Buch ist so voller Weisheit, das mir beim Lesen die Tränen kamen. Man müsste täglich darin lesen. Ich habe so viele Parallelen zu heute entdeckt, dass ich innerlich vor Michael Ende niederknie, der mit Weitblick und Herz all das vorausgedacht hat, was heute Realität ist. Wenn ich jemand für die Rolle des Agenten casten müsste, wär das Friedrich Merz, und Momo wär vielleicht Greta Thunberg oder Malala.

Die Figur Gigi Fremdenführer, der anfangs berührende und inspirierende Geschichten erzählt, wird durch Ruhm und Geld korrumpiert und zum Alkoholiker, und der arme Beppo Straßenkehrer wird so sehr von den grauen Herren in eine Psychiatrie gebracht und unter Druck gesetzt, dass er nur noch arbeitet, arbeitet und arbeitet. Die Kinder werden in einem „Kinder-Depot“ „aufgehoben“ und Freizeit oder Kreativität gibt es nicht mehr, weil alles grau ist – letzteres ist eine Beobachtung, die sich in der Architektur und dem Trend zu minimalistischen Design in den letzten Jahrzehnten spiegelt. (Weswegen ich mein knallbuntes, vollgestopftes Näh-/Schreib-/Kreativzimmer im Keller umso lieber mag.)

Habe ich schon gesagt, dass du dieses Buch lesen musst? Auch, wenn du schon vom Alter her „erwachsen“ bist ;). Streif den grauen Anzug ab!

Momo, der Film

Es gibt eine Verfilmung von 1986, die ich selbst gar nicht gesehen habe. Warum, weiß ich gar nicht. Diesen Herbst kommt eine Neuverfilmung, wie ich nun erfahren habe, und ich werde wohl mit meinen Kindern reingehen. Das Buch haben wir ja gerade gelesen, das ist für mich immer so ne Grundvoraussetzung, ERST DAS BUCH zu lesen.

Trotzdem habe ich Trailer mitgebracht, einmal für den 1986er Film (ich liebe diese alten Filme ohne CGI) und einmal den neuen:

Momo von Michael Ende kaufen

Der Verlag Thienemann Esslinger widmet Momo eine besondere Seite* mit verschiedenen Buchausgaben, die versandkostenfrei geliefert werden. Momo gibt es übrigens auch als Bilderbuch für Kinder ab 6 (denk an Weihnachten – „Momo“ ist ein Buch, das sich hervorragend als Buchgeschenk eignet ;)).

Ansonsten bekommst du „Momo“ natürlich bei Thalia* oder gebraucht bei Medimops* oder bei einem meiner Partner oder natürlich im Buchhandel vor Ort.

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Sonja Tornefeld studierte Allgemeine Literaturwissenschaft, Germanistik und Medienwissenschaften. Sie ist Fantasy-Autorin und passionierte Buchliebhaberin, großer Fan von Hobbits, Vampiren, Drachen, Metal und allem Magischen. Sie lebt mit ihrem Mann und vier Kindern in der Nähe des Teutoburger Waldes.

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