Eigentlich plane ich schon länger einen Artikel über meinen Schreibprozess. Der hat sich in den letzten eineinhalb Jahren so sehr entwickelt, dass so langsam in eine Routine reinkomme, die mir einen gewissen Halt gibt, wo doch noch so vieles unbekannt ist auf meiner Reise zur Autorin. Heute stelle ich also einen wichtigen Teil meines Schreibprozesses vor, den Probedruck.
Inhalt
Analoges vs. digitales Arbeiten
Ich schicke voraus, dass der Probedruck Teil meines Schreibprozesses ist. Neulich auf Instagram kam in der Diskussion heraus, dass ganz viele Autor*innen komplett digital arbeiten. Das heißt also: Es gibt beim Schreiben tausend und mehr Wege, so ein Manuskript voranzubringen und ein Buch zu schreiben. Ich beschreibe hier also meinen Weg. Wenn der für dich auch funktioniert, prima, wenn nicht, tja, dann mach, was auch immer gut bei dir funktioniert! 😉
Für mich war es ein neuer Gedanke, komplett digital zu arbeiten. Darauf wäre ich von allein wohl nicht gekommen. Ich bin ja von Haus aus Literaturwissenschaftlerin und habe 2006 meinen Abschluss gemacht. Damals lief alles noch mit und auf Papier. Ich male und kritzele viel im Text herum und bin in der Hinsicht einfach ein analoger Mensch. Der Umwelt zuliebe überlege ich nun, ob ich irgendwie eine andere Lösung finde, aber bisher ist die Station „Probedruck“ fest in meiner Schreibroutine verankert.
Der Probedruck als Teil des Schreibprozesses
Warum lasse ich meine Texte also probedrucken und wo lasse ich sie probedrucken? Für mich ist es immer eine kleine Zäsur, wenn ich mit einer Version fertig bin. Mein Schreibprozess, der sich bisher etabliert hat, sieht so aus:
- Ich plotte grob eine Geschichte vor.
- Ich schreibe einen ersten Entwurf. Bei längeren Projekten und mehreren POVs lese ich jeweils vor dem Schreiben immer die vorangegangenen Kapitel und lektoriere die schon leicht in punkto Logik und weitere Entwicklung.
- Wenn der erste Entwurf steht, lasse ich ihn als Taschenbuch drucken. Der Anbieter meiner Wahl, mit dem ich bisher sehr zufrieden bin, ist sedruck.de. (kein affiliate-Link, ich empfehle hier nur Sachen, die bei mir und für mich gut funktionieren, mit und ohne dass ich da dran verdiene.) Kurzgeschichten und Novellen drucke ich selbst. (Nach großem Ärger mit meinem bisherigen Drucker habe ich seit einiger Zeit diesen Drucker* gekauft, der diese Aufgabe perfekt übernimmt.)
- Diesen Druck lektoriere und korrigiere ich selbst herum.
- Die händischen Korrekturen übernehme ich dann in das Schreibprogramm und wiederhole im Anschluss den Druck ein weiteres Mal. Dieser Druck wartet in der Regel 4 Wochen oder länger, um zu „reifen“. Gern gebe ich diesen auch schon an Testleserinnen und warte auf Feedback.
- Das Feedback und das weitere Selbstlektorat fließt in die nächste Textversion.
- Bei der nächsten Version kommt es dann darauf an, welcher Art das Projekt ist: Wartet bereits eine Lektorin auf den Text? Ist der Text für eine Anthologie? Je nachdem, schicke ich die nächste Version an den/die Lektor*in.
Je nachdem, wie aufwändig eine Geschichte ist, wiederholen sich die Durchgänge und die Probedrucke. Hier siehst du die bisherigen Versionen von „George und Deborah“:
Kleine Meilensteine für die Autorenseele
Du siehst, dass das Manuskript sehr gewachsen ist. Es sollte ursprünglich eine Kurzgeschichte werden und ist aktuell über 90.000 Wörter stark. Mein alter Drucker hätte das niemals geschafft, daher habe ich mir einen neuen angeschafft*. Der Taschenbuchdruck zwischendurch, der mich natürlich auch etwas Geld kostet, ist für mich ein Meilenstein: Er visualisiert, was ich schon geschafft habe.
Das ist auch ein weiterer Vorteil des Drucks: Gerade bei langen Projekten markieren die Drucke, dass man sozusagen das nächste Level erreicht hat. Bei „George und Deborah“ habe ich die Version 5.1 am Ende an den Verlag geschickt. Es ist gut möglich, dass es die Version 8 oder 9 wird, die am Ende veröffentlicht wird. Bis dahin wird es noch dauern. Das ist auch für mich hart, und ich bin auch ungeduldig, aber diese Zwischenschritte sind alle notwendig. Ich weiß, wie sehr jede Version von der Korrektur profitiert hat, wieviel besser jede Version besser als ihre Vorgängerin ist. Ich kann verraten: Von Version 1 ist in Version 5.1 kaum noch etwas übrig außer der Grundidee.
Den Schreibprozess durch den Druck zu dokumentieren, ist mir wichtig. Ich behaupte, dass ich durch das analoge Arbeiten auch eine sehr intime Beziehung zu meinem Text habe. Es IST es anderes, den eigenen Text anfassen zu können und neben dem Bett liegen zu haben, statt ihn nur in der Cloud oder auf dem Rechner zu haben. Bei den Korrekturen sehe ich auch mehr im analogen Text, als wenn ich rein digital arbeite.
Analog für alle Ewigkeit?
Das digitale Arbeiten fällt mir da gerade bei langen Texten sehr schwer – das geht mir ja beim Thema Ebookreader ähnlich. Ich war überrascht, dass viele Kolleg*innen komplett digital arbeiten. Vielleicht komme ich da noch hin – da werde ich aber wohl noch technisch aufrüsten und meinen Schreibprozess anpassen müssen, denn wie ich schon einmal beim Thema Lektorat festgestellt habe: Der Prozess, oder die Routine, sind für mich essentiell. Und einmal etabliert, halte ich gern daran fest.
Arbeitest du mit Probedrucken oder arbeitest du komplett digital? Ich bin gespannt auf deinen Kommentar!
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