Schreibupdate: George und Deborah

Anfang September war es soweit: „George und Deborah“ lag in Version 6 vor und liegt inzwischen beim Verlag! Heute erzähle ich ein bisschen was darüber, wie die Überarbeitung des Buches und das Testlesen der letzten Monate so gelaufen ist. Es war eine spannende Zeit für mich und ich danke den Leserinnen, die ich hier natürlich auch nochmal vorstelle :). Wenn ich inzwischen eins gelernt habe, ist es Folgendes: Ein Buch schreibt man nie allein, und ich bin dankbar für das Team, das sich um mich versammelt hat, um mich zu unterstützen.

Das heutige Schreibupdate liefert, glaube ich, einen schönen Einblick in meinen Schreibprozess.

George und Deborah

Alle Beiträge zu diesem Buchprojekt findest du hier. Darum geht es:

Als der auf der Erde im Exil lebende Halbdarkadier George 1964 die schwer verletzte Druidin Deborah rettet, ahnt er nicht, welches dunkle Erbe auf ihr und ihrem Sohn lastet, und dass er soeben das Schlachtfeld eines Krieges zwischen den Alten Dämonengöttern betreten hat.

Testleseteam und Ablauf des Testlesens

„Mein“ Testleseteam besteht aus fünf lesehungrigen Frauen, von denen vier vorher schon Bücher von mir testgelesen haben – ich weiß es sehr zu schätzen, dass sie mir treu sind. Das baut über die verschiedenen Projekte hinweg eine Vertrauensbasis auf, und macht es für mich leichter, wenn Leserinnen mit dem Darkadium vertraut sind. Nichtsdestotrotz ist es gut, wenn auch Leserinnen dabei sind, die noch nichts anderes von mir kennen. Erstmalig war meine Schwester mit im Team, die nur die Kurzgeschichte „Der Kuss des Mondes“ kannte, die du kostenlos downloaden kannst und die ca. 20 Jahre nach „George und Deborah“ spielt.

Mit dabei waren:

  • Harlow Alexander, selbst Autorin (Cozy & queer Romantasy) und Lektorin
  • A. E. Schikora, Autorin (Urban Fantasy, Dark Fantasy)
  • Kaffeeeule, Buchbloggerin
  • Cornelia, aka Neles Nähte, Bücherwurm und Nähtante (wir kennen uns schon viele Jahre)
  • Janina, Bücherwurm, Ex-Buchhändlerin mit einem Faible für „Zwergenliteratur“ und Schwester der Autorin

Die Methode: Akteweises Testlesen

Da ich dieses Testlesen recht spontan einberufen habe, um das Manuskript für das Verlagslektorat fit zu machen, und um zügig voranzukommen, habe ich den Text in fünf Akte eingeteilt und dann jeweils den frisch überarbeiteten Akt rausgeschickt. Pro Akt habe ich via MS Forms Feedback eingesammelt. Zusätzlich haben mir alle weitere Anmerkungen, Gedanken und Ideen geschickt, und ich habe dann in einem weiteren, späteren Durchgang alles eingearbeitet.

Du kannst dir vorstellen, dass das intensiv war, denn hier waren ja Ferien und ich war auch drei Wochen im Urlaub. Am Ende hat mein Zeitplan aber gut gepasst. Wir waren Anfang September mit allem durch.

Begonnen haben wir am 18.5.2025 – da habe ich den ersten Akt versendet. An den Verlag habe ich das fertige Manuskript am 9.9.2025 geschickt. Diese Überarbeitungsrunde hat also 4 Monate gedauert, wobei ich im Durchschnitt täglich 2-3 Stunden daran gearbeitet habe, auch an Wochenenden und im Urlaub. Nur auf dem Festival hatte ich den Laptop nicht mit.

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Die Versionen von „George und Deborah“ im Lauf der Zeit: Unten Version 2 (?), oben Version 5.2

Das Buch: die Statistiken

Das Buch ist im Rahmen dieser Überarbeitung nochmal sehr gewachsen. Das hat damit zu tun, dass ich ja seit der ersten Abgabe im letzten Jahr viele weitere Geschichten geschrieben habe, die das Darkadium weiter ausbauen und die Hauptgeschichte flankieren, aber auch damit, dass ich einiges vertieft und einiges geändert habe. Es ist auch noch eine neue Figur dazugekommen, eine Nebenrolle, ohne die ich mir den Plot schon nicht mehr vorstellen kann. Mehr dazu gleich. Hier habe ich erstmal ein paar Statistiken und Zahlen zu dem Buch – ein Blick hinter die Kulisse:

Version 5.2, vor dem TestlesenVersion 6.0, nach dem Testlesen
90.162 Wörter115.520 Wörter
39 Kapitel48 Kapitel

Dass es 9 weitere Kapitel gibt, hat damit zu tun, dass einige komplett neu entstanden sind und ich bei einigen die Kapitelgrenzen geändert habe, z.B. habe ich Kapitel geteilt. Von der letzten zur aktuellen Version sind rund 25.000 Wörter dazugekommen und mich schocken solche Zahlen inzwischen gar nicht mehr *lach*.

Hier habe ich zu Beginn die Dokumentstatistik von Papyrus Autor – das ist das Programm, mit dem ich schreibe:

Schreibupdate September 2025 01

Das Buch verfolgt drei POVs: George, Deborah und Georges Rückblick, und die Wortanzahl dieser drei verteilt sich wie folgt:

Statistik POVs
Wortanteil der 3 POVs: George, Deborah und Georges Rückblick

Ich fand es interessant, diese Statistik zu erheben, um zu ermitteln, wie die Gewichtung genau ist. Ich habe im Testlesen jeweils abgefragt, welche POV die beliebteste war. Das wechselte von Akt zu Akt. In der Gesamtwertung hat sich George durchgesetzt, auf Platz 2 liegt Deborah und auf Platz 3 die Rückblende, wobei jede Erzähllinie Fans gefunden hat, was mich sehr freut. Ein Feedback war, dass die drei POVs so sehr miteinander verwoben sind, dass man keine wegdenken oder streichen kann.

Um George zu verstehen, muss man den Rückblick kennen. Dieses erste Buch erzählt im Rückblick die Geschichte von Georges Verbannung aus Vargoth. Im zweiten und dritten Band gehen wir noch weiter in die Vergangenheit zurück.

Inhaltliche Änderungen

Das Buch lebt, denke ich, von der Dynamik der Figuren und vom Worldbuilding. Mir Feedback von Testleserinnen zu holen, war mehr als überfällig, denn ich hatte selbst einige Fragen und Zweifel, die die intensive Arbeit der vergangenen Wochen doch sehr ausräumen konnte.

George und die Romantik

Ein großes Problem, das ich lange mit mir herumgetragen habe, ist mein Protagonist George und seine Beziehung zu Deborah. Wenn man von dem eingangs genannten Klappentext ausgeht, drängt sich die Idee eines romantischen Plots auf, den wir aus den 80ern und 90ern kennen. Ich mag solche Plots und ich mag Romantik! Aber es passte nicht zu George und es passte auch nicht zu Deborah, dass sie sich ineinander verlieben. (Falls du jetzt enttäuscht bist: Keine Sorge, bleib hier, lauf nicht weg, es gibt auf jeden Fall Romantik in dem Buch, aber nicht zwischen den Protagonisten.)

Das wurde mir endgültig nach dem ersten Feedback der wunderbaren Harlow klar, die sich sehr intensiv in den Plot und alle Figuren hineingedacht hat. Ohne sie würde ich wahrscheinlich immer noch im Dunkeln tappen und George nicht greifen können oder mich fragen, warum die Lovestory zwischen den beiden nicht funktioniert. Danke, du Liebe :*.

Es war eigentlich schon alles im Text angelegt, aber ich habe es nicht gesehen. Klingt irgendwie bescheuert, aber alle, die selbst schreiben, kennen das vielleicht, dass Figuren durchaus ein Eigenleben und eine eigene Meinung entwickeln.

Deshalb war eine Änderung, dass ich mich endgültig von dem Couple „George+Deborah“ verabschiedet habe – zum Vorzug einer anderen Liebesgeschichte, die viel mehr Sinn ergibt. Und keine Angst: Es ist noch viel mehr Liebe drin und angelegt, sodass diese Geschichte auch etwas für Romantiker:innen ist. Versprochen.

Deborah als Badass-Heldin, die eigentlich keine sein müssen will

Diese Änderung führte dazu, dass ich mir auch über Deborah nochmal von Grund auf neue Gedanken gemacht habe. Ihr Wortanteil in der letzten Version war deutlich geringer, aber durch die Erfahrung anderer Testlesen wollte ich eine starke Identifikationsfigur für die höchstwahrscheinlich zu 90% weibliche Leserschaft.

Deborah ist keine Katniss und keine Anastasia Steele und keine Hermione Granger und auch sonst keine Young-Adult-Heldin. Ich fühle mich ja selbst mit meinen ü40 nicht mehr von solchen Figuren angesprochen. Das soll jetzt nicht abwertend klingen – ich schreibe auch gerade an einer Romantasy mit einer jungen, überforderten Heldin, die ihre Stärke in sich finden muss – aber Deborah sollte eine Badass-Heldin sein, die sowohl stark als auch vulnerabel ist, klug, verzweifelt und entschlossen.

Das Problem, das ich gerade bei Leinwand-Heldinnen sehe, ist, dass sie meist genauso tough oder tougher als Männer sein müssten, quasi Männer mit Brüsten. Was mich aber am meisten interessiert, sind so Themen wie Stärke, Weiblichkeit und Sinnlichkeit in Zeiten von Krisen. Was macht weibliche Stärke aus? Was treibt uns als Frauen an? Welche Art von Kriegerin steckt in uns?

Deborahs Part hat sich enorm weiterentwickelt, und ich habe mich bemüht, ihr die ganze Bandbreite weiblichen Erlebens und weiblicher Kraft mitzugeben – positiv wie negativ. An dieser Stelle will ich nicht zu viel verraten. Ihr Schicksal ist hart und definitiv eine Content Warnung wert, aber sie kann ja auch nur so stark werden, wie das Schicksal es von ihr fordert. Und sie ist ziemlich stark ;).

Azhariel / Azharim

Ich erwähnte eine neue Figur, und das ist Azhariel, ein Todesengel (Azharim) aus Nar’Korath. Eigentlich wollte ich erst in Band 2 tiefer auf Nar’Korath eingehen, aber nach einigen offenen Fragen der Testleserinnen und den genannten Änderungen bei den Hauptfiguren ergab es sich, schon im ersten Band einen Blick in diese Höllendimension zu werfen. Die „Azharim“, die Todesengel existierten bereits rudimentär in meinem Kopf, aber in der neuen Figur Azhariel nehmen sie erst Gestalt an.

Seine Rolle ist nicht groß, aber tragend. Mittlerweile habe ich einen Prolog geschrieben, der ihn in den Mittelpunkt stellt. Auf die Testleserinnen hat er einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das sind Aussagen über ihn:

Azhariel mausert sich zu einem meiner Lieblingscharaktere. 😏 Zwar hat er ja nicht viele Szenen, aber aufgrund seiner Ausgangssituation hat er direkt ein interessantes, schweres Schicksal zu tragen. Und seine Entscheidung am Ende lässt erahnen, dass auch er ein zerrissener Charakter ist und viel Konflikt verspricht. Also ich freue mich darauf, dass er in Band 2 öfter vorkommt. 

Lustigerweise gefällt mir Azhariel von der einen Szene, in der er bisher vorkommt, als Figur total gut.

och, ich wusste doch, dass ich Azhariel toll finde 😜😏

Das Interessante ist, dass Azhariel die Figur sein könnte, die für mich noch einige Plot-Probleme löst. In Band 1 ist seine Rolle klein, aber wichtig, und ich kann es eigentlich gar nicht erwarten, dieses Buch endlich zu veröffentlichen und auch, Buch 2 zu ändern. Das ist ja eigentlich fertig, aber durch die Änderungen in Buch 1 muss ich da auch nochmal eingreifen.

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Korrekturrunde: Viele der über 600 Seiten sahen so aus 🙈. Ich habe zum Teil ganze Kapitel um- und neu geschrieben. Diese Änderungen habe ich vor der Weitergabe des Textes ans Testleseteam gemacht. Und ja, ich arbeite gern analog mit dem Text – hier habe ich schonmal über meine Probedrucke gebloggt.

Sonstige Änderungen

Neben den genannten Änderungen habe ich einiges an der Dramaturgie geändert und vor allem das Worldbuilding und die Backstory verdichtet – Dinge, die sich im Buch durch kleine und subtile Hinweise niederschlagen. In den Akten 3-5 hatte ich (erwartungsgemäß) am meisten zu tun. Da musste ich doch stark in den Plot eingreifen und einiges anders machen; das hat mich auch ein paar Nerven gekostet. Ich bin aber unendlich dankbar, dass mir die Testleserinnen hier so gutes Feedback gegeben haben. Das war Gold wert und hat das Buch besser gemacht.

Insgesamt haben die ersten beiden Drittel auch stilistisch gewonnen, finde ich. Jetzt bin ich gespannt auf das Lektorat und froh, diese Runde abgeschlossen zu haben. Obwohl noch immer Zweifel in mir sind, bin ich viel zufriedener mit dem Buch.

Feedback

Das Feedback war insgesamt sehr positiv. Es gab Stellen, bei denen mehrere Testleserinnen Kritik geäußert haben, und einige Stellen, wo Einzelne mich auf Dinge hingewiesen haben. Ich bin allen Hinweisen nachgegangen und habe einiges geändert und angepasst.

Die größte Herausforderung sind dabei immer Eingriffe in den Verlauf der Handlung, weil das immer einen ganzen Rattenschwanz an weiteren Korrekturen nach sich zieht, und neue Figuren – die brauchen je nach Wichtigkeit oft ganze Kapitel, Backstory, und man muss daran denken, ob diese neue Figur einer anderen schon einmal begegnet sein könnte. Kleinere Dinge, wie vergessene oder bereits geleerte Kaffeetassen und Whiskeygläser, sind leichter zu korrigieren. Ich hoffe, ich habe sie alle gefunden.

Hier ein paar Stimmen zum Buch:

Also ich bin Fan. Definitiv eins meiner Lieblingsbücher. Das kann ich schon mal sagen, obwohl es noch nicht mal fertig ist. *g* Dein Worldbuilding gefällt mir total, die Figuren sind toll, ich habe das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein und möchte wissen, wie es mit allen weitergeht. Das ist so ein Buch, das am besten nie zu Ende ist. Wie gesagt: Wann Band 2?

Ich empfinde die Geschichte grundsätzlich als rund und gelungen, sie ist spannend und macht neugierig auf den nächsten Band. Durch Deine vielen Nebenstränge möchte man wissen, wie sich die Geschichten um die anderen Personen weiter entwickeln. 🙂 Für mich als Fantasy-Leserin ein sehr gutes Buch und ich würde mich freuen, wenn ich auch bei Deinen weiteren Büchern dabei sein darf.

Ich mochte es wirklich sehr! Ich mag die Figuren, das Drama, die Dynamik, alles um das Darkadium herum, die düstere Stimmung, Georges innere Konflikte, Deborahs Flucht und persönliche Geschichten. Einfach wow!

So geht es jetzt weiter

Das Manuskript habe ich, wie eingangs erwähnt, nun an den Verlag geschickt. Jetzt heißt es warten. Ich werde hier auf dem Blog und über den Newsletter berichten, wann und wie es weitergeht. Folge mir gern auf Mastodon oder Instagram – dort werde ich auch weiterhin Einblicke geben. Und wenn du Fragen hast, z.B. zum Schreibprozess, dem Buch oder zu etwas anderem, trau dich, zu fragen ;). Nur das VÖ-Datum weiß ich leider noch nicht.

Foto des Autors
Sonja Tornefeld studierte Allgemeine Literaturwissenschaft, Germanistik und Medienwissenschaften. Sie ist Fantasy-Autorin und passionierte Buchliebhaberin, großer Fan von Hobbits, Vampiren, Drachen, Metal und allem Magischen. Sie lebt mit ihrem Mann und vier Kindern in der Nähe des Teutoburger Waldes.

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