Wenn man Schreibratgeber liest oder sich auf Social Media umhört, gibt es zig Meinungen zum Thema Schreibblockade. Von „ist alles nur Einbildung“ bis „geh mal zum Arzt“ findet man alles. Das Thema halte ich für ein sehr sensibles, und deshalb möchte ich mich dem vorsichtig und mit einem gewissen Einfühlungsvermögen nähern. Was ist überhaupt eine Schreibblockade? Woran erkennt man die und wie überwindet man sie – darum geht es im heutigen Beitrag.
Erschöpfend werde ich das Thema dabei sicher nicht behandeln, denn ich berichte in erster Linie aus der persönlichen Erfahrung meines Autorenlebens und haue keine Pauschaltipps raus ;). Da jede:r ja auch anders schreibt, kann ich nur schwer konkrete Schreibtipps geben, sondern zeige, wie ich mit sowas umgehe, und hoffe, dass dir das hilft :).
Inhalt
Was ist überhaupt eine Schreibblockade?
Laut Wikipedia ist die Definition einer Schreibblockade:
Eine Schreibblockade (auch Schreibstau oder Writer’s block) ist ein psychisches Phänomen, bei dessen Auftreten ein Autor dauerhaft oder vorübergehend nicht in der Lage zu schreiben ist. Sie kann als Spezialfall der Kreativitätsblockade gesehen werden. Darunter leiden besonders Schriftsteller, Journalisten und Studenten beim Schreiben von Haus- und Examensarbeiten.
Quelle: Wikipedia
Man kann sagen: Nichts geht mehr. Es fällt einem nichts mehr ein oder man findet nicht mehr in den Text oder das Thema, oder man plant einen Text und setzt das Schreiben dann nicht um. Je länger der Zustand andauert, desto quälender wird er, weil der oder die Betroffene zusätzlich ein schlechtes Gewissen oder auch Druck durch Deadlines verspürt.
Persönliche Schreibkrisen
Ich habe zwei umfassende Romanprojekte nie beendet und plane es aktuell auch nicht. Mein Problem jeweils war: Ich fand das Ende der Geschichte nicht. Oder die Geschichte entwickelte sich anders und ich fand mich in einem anderen Genre wieder.
Bei meiner Magisterarbeit habe ich Panikattacken gehabt und bin in eine recht schwere Depression verfallen. Ich konnte in dieser Zeit nur unter größter Anstrengung und Überwindung überhaupt einkaufen gehen.
Und dann habe ich hin und wieder Abende, an denen ich den Kopf so voll habe, dass ich nicht weiterkomme mit meinem Text.
Allein anhand dieser Beispiele siehst du, wie unterschiedlich sich Schreibblockaden äußern und wie sehr sie zum Teil auch auf andere Lebensbereiche greifen. Meine Erfahrung mit der Magisterarbeit war dann der Grund, nicht auch noch zu promovieren. Das hätte ich psychisch wahrscheinlich nicht gut überstanden. Damals war auch eine medikamentöse Einstellung nötig. Im Nachhinein habe ich den Verdacht, dass eine ADHS-Diagnose vielleicht hilfreich gewesen wäre, denn Dinge nicht zu Ende zu bringen, ist typisch für ADHS, und wie ich nun viele Jahre später recht sicher weiß: Es könnte da einen Zusammenhang geben.
Aber nicht jede:r, der oder die etwas nicht beendet, hat ADHS – vorsicht! So etwas muss man immer individuell betrachten und sich im Zweifel tatsächlich ärztlich beraten lassen.
Mögliche Auslöser für Schreibblockaden
Viele Autor:innen erleben in ihrem Schreibleben eine Schreibblockade. Die Auslöser können höchst unterschiedlich sein und ihre „Heilung“ ist es auch. Es kann auch sein, dass dem einen ein langer Spaziergang hilft und der anderen nicht. Von daher bin ich sehr vorsichtig damit, pauschale Tipps zu geben.
Wenn ich zurückblicke auf meine Schreibblockaden, waren die Auslöser immer andere.
Bei den unvollendeten Manuskripten würde ich nun sagen, dass es an mangelnder Planung und Struktur lag. Ich habe damals „Discovery Writing“ betrieben, also erst beim Schreiben meine Figuren und die Welt entdeckt. Und dann habe ich mich in eine Sackgasse geschrieben oder in ein anderes Genre. Plötzlich wusste ich gar nichts mehr. Wo wollte ich mit dem Text hin? Keine Ahnung! Und dann hatte ich schon sehr viel geschrieben und hätte extrem viel ändern müssen. Gleichzeitig bin ich noch von dem Glauben ausgegangen, dass man so ein Buch in einem Rutsch schreibt.
Bei meiner Magisterarbeit war es eine große Lebenskrise. Ich war total unsicher von einem überhöhten Anspruch einerseits und der gähnenden Leere meiner Zukunftsaussichten als Geisteswissenschaftlerin andererseits. Ich hatte Angst, zu versagen, und die Deadline hing mir im Nacken. Diese Krise hat natürlich auch andere Lebensbereiche betroffen und brachte mich psychisch an ein absolutes Limit, bis hin zu fundamentalen Existenzzweifeln.
Kleinere Schreibblockaden, die ich heute erlebe, ereilen mich, wenn ich vielleicht einen Streit hatte oder mich über irgendeinen Mist auf Social Media aufgeregt habe, oder auch, wenn ich zu viele Nachrichten konsumiere und mir Sorgen mache, wie es mit der Menschheit und meinen Kindern und dem Klima und der Gesellschaft weitergeht. Meistens ist es einfach nur Prokrastination, aber wenn ich mich frage, warum ich an einer Stelle nicht weiterkomme, erkenne ich doch oft, wo das Problem eigentlich liegt, nämlich: Irgendwas stimmt mit dem Text nicht.
Was ist dein Auslöser für eine Schreibblockade?
Um zu erkennen, in welcher Art von Schreibblockade man steckt, sind folgende Fragen – dir fallen bestimmt noch mehr ein – hilfreich:

- Steckt man in einer Krise – beruflich oder privat?
- Habe ich Zeitdruck?
- Ist es das unbestimmte Gefühl von Übersättigung oder sind es Selbstzweifel?
- Hatte ich kurz zuvor einen heftigen Streit mit jemandem?
- Bin ich im Stress aufgrund von Zeitdruck, Geldsorgen oder anderen Sorgen, die ich mir mache?
- Habe ich den stillen Verdacht, dass meine Geschichte nicht funktioniert und alles kacke ist, was ich schreibe?
- Habe ich Angst, den Text „loszulassen“?
- Habe ich Angst, zu versagen?
- Kann ich mich nicht aufraffen, obwohl ich genau weiß, was ich tun müsste?
Je nachdem, was der konkrete Auslöser ist, hilft etwas anderes, und auch das ist individuell sehr verschieden. Ein pauschales „Gönn dir mal ne Auszeit“ hilft nicht jedem. Überhaupt muss man ja erst einmal selbst erkennen, dass man in einer Schreibblockade steckt. So einfach und klar ist das oft gar nicht. Bei mir kann das auch ein Abend sein, wo ich lieber doomscrolle statt zu schreiben. Und dann fällt mir auf, dass ich doomscrolle, weil ich an der Textstelle festhänge und nicht weiter weiß. Statt sich anzustrengen, will mein Gehirn dann lieber Insta gucken ;).
Die Lösungen – Vorschläge bei Schreibblockaden
Den Spaziergang habe ich schon genannt. Verkehrt ist der nie. Frische Luft belebt Geist und Körper und bringt unser Gehirn auf neue Ideen. Da gibt es Studien zu, da muss ich glaub ich nichts mehr drüber sagen. Aber wenn du eine Schreibkrise hast, weil dein Kind im Krankenhaus liegt und operiert werden muss, hast du vielleicht keine Zeit und keinen Kopf für einen Spaziergang und das ist völlig in Ordnung!
Außer einem Spaziergang hilft mir ansonsten noch Yoga oder überhaupt Sport nach deinem Belieben.
Bei Krisen, die durch äußere Ereignisse kommen – Krankheiten, Tod, Unfälle, Verlust, Streit etc. –, sind wir erst einmal machtlos. Schreiben und kreativ sein hilft natürlich, solche Krisen zu überwinden, aber nicht immer im akuten Moment. Bei so etwas: Sei nicht zu hart zu dir, wenn du nicht schreibst. Die Zeit wird wiederkommen. Jetzt ist erst einmal diese Krise dran.
Bei Angst hilft meiner Erfahrung nach zunächst einmal, sich bewusst zu machen, wovor ich eigentlich Angst habe, und dann, Szenarien durchzuspielen, mir Feedback einzuholen (ich schwöre inzwischen auf Testlesen), oder auch mit jemandem zu sprechen: Teil deine Ängste, und sie werden kleiner. In schweren Fällen können Ärzt:innen helfen. Zögere nicht, dir Hilfe zu holen. Es muss dir nicht peinlich sein.
Bei Plotproblemen, Sackgassen usw. hilft Feedback durch Testleser:innen oder der Austausch mit anderen Autor:innen: Vernetze dich, triff andere, sprich über das Problem und bilde dich beim Thema Plotaufbau weiter. Ich empfehle immer Save the Cat* von Blake Snyder (hier auf Deutsch*). Bei einem verfahrenen Manuskript hilft tatsächlich zeitlicher Abstand: Lass es vier Wochen ruhen und lies es dann nochmal. Mach in der Zeit was anderes, aber nicht Doomscrolling ;). Schau auch gern in meinen Schreibprozess – der ist für mich ein wichtiger Anker, ich gehe sehr methodisch beim Schreiben vor.
Fazit
Es gibt kein Patentrezept, aber es gibt immer Hilfe und Möglichkeiten! Und wenn du gar nicht mehr weiterweißt oder wenn dieser Beitrag dir geholfen hat, schreib mir in die Kommentare. Alles Gute!
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