Nanowrimo 2025 – über das Ende einer Ära und den Spirit der Aktion

Der Nanowrimo 2025 steht vor der Tür! Die offizielle Website des Nanowrimo gibt es leider nicht mehr – nach einem Eklat in Verbindung mit KI kam es im letzten Jahr zur Schließung. Nichtsdestotrotz mag ich den Spirit der Aktion, bei dem Schreibende rund um den Erdball im November einen Roman schreiben. 50.000 Wörter sind das Ziel, das sich natürlich jede:r individuell anpassen kann. Ich habe lange gehadert, ob ich in diesem Jahr teilnehme, aber ich habe mir nun ein Projekt vorgenommen.

Nanowrimo.org – die KI-Debatte und das traurige Ende einer Ära

Ich möchte die Kontroverse, die im letzten Jahr ziemlich aufgeheizt war, gar nicht wieder aufbrühen. Doch ich möchte die Plattform und die Idee dahinter würdigen, denn ich bedaure, dass es zu Ende gegangen ist.

Zum ersten Mal habe vom Nanowrimo, dem National Novel Writing Month, vor bestimmt 20 Jahren gehört, und obwohl ich jahrelang gar nicht geschrieben habe (oder nicht so wie jetzt), fand ich es immer eine schöne Aktion. Das Team hatte sich viele nette Pep-Talks überlegt und ich fand auch die Seite nett gemacht. Diese Aktion war die erste, bei der ich diesen Schreib-Spirit empfunden habe, und sie war immer eine Säule meines Autorenlebens.

Im letzten Jahr kam es zu einem Eklat, der mit KI zu tun hatte – es ist ein leidiges Thema, das sämtliche kreative Bereiche überschattet und das vor allem deshalb nervt, weil es Kreative dazu zwingt, sich in Dauerschleife zu positionieren und zu erklären. Am Ende fand ich persönlich es sehr schade, dass die Kontroverse zur Schließung der Plattform geführt hat. Ich habe die Debatte nur am Rande verfolgt und finde es bedauerlich, dass ein internationales Kreativprojekt, das über Jahrzehnte gewachsen ist und Zehntausende Follower hatte, dann so zu Ende ging. Da kamen dann mehrere Sachen zusammen und blöde Entscheidungen und unbedachte Äußerungen haben wohl auch ihren Teil dazu beigetragen. Wie gesagt – ich habe es nicht im Detail verfolgt.

Ähnliche Skandale haben auch die deutsche Buchbranche heimgesucht – man denke etwa an den ausgesetzten Skoutz-Award oder diverse Aufschreie bei Buchmessen, wo Bücher oder Merchandise ausgestellt werden, die mithilfe von KI entstanden sind. Das Thema polarisiert und spaltet, und obwohl ich die Emotionen verstehen kann, denke ich, dass wir im Augenblick nicht mehr von sowas brauchen.

Es ist nicht so, dass ich die inflationäre Verwendung von KI nicht kritisch betrachte. Im Gegenteil! Nach anfänglicher Begeisterung vermeide ich die bewusste Verwendung. Dennoch scheinen mir Boykott, öffentliches Shaming und Cancel Culture nicht die besten Wege zu sein, um der KI und ihren Anwendern langfristig zu begegnen. Bisher führt es nur zu Frust und Geschrei, und es tut denen, die sich systematisch über KI-Verwendung echauffieren, auch keinen Gefallen. Selbst amazon-Rezensionen sind voll von KI-Vorwürfen, und das kann echt rufschädigend sein und muss auch erst mal bewiesen werden. Für betroffene Autoren ist es schwer, sich von solchen Vorwürfen wieder zu befreien.

Im Fall der nanowrimo.org-Plattform fand ich es sehr schade, dass sie nach dem enormen Druck aufgegeben haben. Ja, manche Entscheidungen waren bestimmt fragwürdig, und es gab auch weitere Diskussionen. Wir sind alle Menschen. Wir machen Fehler und entscheiden auch mal falsch. Inzwischen ploppen die ersten kommerziell orientierten Ersatzplattformen auf und stürzen sich wie die Geier auf das Erbe. War es das wert? Ich habe gemischte Gefühle in dieser Sache.

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Mein Nanowrimo: Das Wolfsmärchen

Wie dem auch sei: Der Nano war schon immer mehr als diese Internet-Plattform. Ich habe in diesem Jahr gar nicht geplant, mitzumachen, weil ich so viele andere Projekte im Überarbeitungsstatus habe. Aber letztes Jahr habe ich ja Band 2 meiner Haupttrilogie geschrieben und habe das als sehr erfolgreich in Erinnerung, sodass ich in diesem Jahr doch wieder teilnehme.

Zum ersten Mal seit Langem werde ich etwas schreiben, was gar nichts mit dem Darkadium zu tun hat. Die Idee zu dieser Geschichte spukt mir seit zwei Jahren im Kopf herum. Ich nenne es „das Wolfsmärchen“. Es wird ein Einzelband mit Märchen-Vibes und Romantik.

Es hat auch wieder mit Werwölfen zu tun, aber anders, als was ich sonst so schreibe. Mehr möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten. Im Moment habe ich die Figuren alle grob skizziert und den Plot vorbereitet. Natürlich sind trotzdem viele Überraschungen möglich, denn ich muss mich auch erst in diese Welt, die hauptsächlich in einem Dorf im skandinavischen, verzauberten Wald um 1900 spielt, hineinfinden.

Die ersten drei Kapitel stehen inzwischen, wobei es ein wackliger Entwurf ist, aber ich wachse so langsam hinein und freue mich auf den November. Ob ich wirklich 50.000 Wörter schaffe, weiß ich nicht. Ich habe im Moment so viele Dinge um die Ohren, dass ich das bezweifele. Aber mir geht es auch weniger um das Wortziel, als um den Spirit – und der ist auf jeden Fall noch da, ganz ohne KI.

Wirst du beim Nanowrimo mitschreiben?

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Sonja Tornefeld studierte Allgemeine Literaturwissenschaft, Germanistik und Medienwissenschaften. Sie ist Fantasy-Autorin und passionierte Buchliebhaberin, großer Fan von Hobbits, Vampiren, Drachen, Metal und allem Magischen. Sie lebt mit ihrem Mann und vier Kindern in der Nähe des Teutoburger Waldes.
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Autoren- und Fantasy-Buchblog von Sonja Tornefeld. Ich stelle Bücher vor, blogge über verwandte Themen, schreibe über das Schreiben und gewähre Einblicke in mein Werk, das #Darkadium.

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