Ich hatte eine Leseflaute. Ich hoffe, ich kann sie jetzt beenden, nachdem ich „Die flammende Welt“ von Genevieve Cogman abgebrochen habe. Was ist passiert? Die ersten beiden Bände der „Bibliothekare“-Buchreihe, „Die unsichtbare Bibliothek“ und die „Die maskierte Stadt“ hatten mir ja gut gefallen, meine Rezensionen waren voll des Lobes. Warum der dritte Band in mir eine lange Leseflaute auslöste: Ein Erklärungsversuch.
Kurz-Übersicht
Irene Winters ist Agentin der unsichtbaren Bibliothek, in der es Zugänge zu den unterschiedlichsten Welten – und damit auch zu den seltensten Büchern – gibt. Als Bibliothekarin ist es ihr Job, diese Bücher zu beschaffen. Ihr neuester Auftrag führt sie in eine Welt, die Frankreich zu Revolutionszeiten ähnelt. Ein gefährlicher Ort, um Bücher zu stehlen. Besonders, wenn plötzlich der magische Rückweg in die Bibliothek versperrt ist. Was erst wie ein Zufall erscheint, stellt sich als heimtückischer Angriff heraus. Ein Angriff, der die ganze Bibliothek zerstören könnte…
Die flammende Welt – Rezension
Ohne die ersten Bände gelesen zu haben, sollte man „Die flammende Welt“ nicht lesen. Das Konzept der unsichtbaren Bibliothek, in deren Auftrag Irene Winters und ihr Assistent Kai aus unterschiedlichen Parallelwelten Bücher stehlen, sollte vor der Lektüre des dritten Bandes verinnerlicht sein, sonst kommt man in dieses Buch gar nicht rein.
Die ersten beiden Bücher der Reihe haben mich überzeugt, und ich habe mich auf den dritten Band sehr gefreut. In der Welt der unsichtbaren Bibliothek fühle ich mich sehr zuhause und war schon gespannt auf ein Wiedersehen mit Irene und ihrem Assistenten Kai. Der Klappentext versprach wieder ein spannendes Setting, außerdem gab es natürlich einige lose Enden (Bösewicht Alberich und die sich andeutende Romanze zwischen Irene und Kai), die neugierig machten.
Ich möchte das Buch jetzt auch gar nicht schlechtreden – Fans der Reihe werden es wahrscheinlich trotzdem mögen, aber mir war es zu langatmig, zu langweilig und zu konstruiert.
Zwischendurch lagen beim Lesen Wochen und dann irgendwann Monate zwischen zwei Kapiteln, das hat es nicht besser gemacht. Mir ging es auch bei den letzten Büchern so, die ich gelesen habe – die Spiegelstadt hat aber wenigstens wieder an Fahrt aufgenommen. Bei der flammenden Welt habe ich mich irgendwann ins letzte Drittel des Buches vorgekämpft und dann aber irgendwann nun doch abgebrochen.
Was ist das Problem?
Wahrscheinlich bringe ich das Problem mit diesem Buch durch meine Erwartungshaltung schon mit: Neben einer gewohnt abwechslungsreichen Verfolgungsjagd durch verschiedene Parallelwelten wollte ich natürlich auch wissen, wie es mit Irene und Kai weitergeht.
Es ist ein bisschen wie bei „Akte X“ damals: Kommen sie zusammen, oder nicht? Diese Frage hat mich ja sogar beschäftigt, obwohl ich die Serie nicht einmal wirklich geguckt habe ;).
Bei der Bibliothekare-Buchreihe gab es immer wieder Andeutungen und Momente, die Irene und Kai näher brachten, aber irgendwie bisher nichts handfestes. Das ändert sich auch im vorliegenden Band 3 leider nicht. Im Gegenteil: Irene verguckt sich in den Meisterdetektiv Vale, der seit Band 1 dabei ist, der mich aber bisher weder als Charakter noch als love interest für Irene überzeugen konnte.
Tatsächlich tauchen Vale und die eher langweiligen Detektiv-Szenen immer dann auf, wenn es gerade spannend wird – sowohl in der Handlung als auch zwischen Kai und Irene, und irgendwie bremsen die ganzen Treffen in Vales Studierstübchen, diese ganzen Detektivdialoge und -konstruktionen die Geschichte komplett aus.
Das ist total schade, denn die Welt der Bibliothekare gefällt mir immer noch. Aber irgendwie konnte die Autorin die Spannung nicht halten, obwohl die Handlung an sich wirklich spannend ist: Alberich, der Oberschurke, greift die Bibliothek selbst an und es droht ein offener Krieg zwischen Drachen und Elfen. Genevieve Cogman schafft es, trotz eindrucksvoller, epischer Kulisse, die ganze Geschichte so interessant zu erzählen wie den Wetterbericht von vor letzter Woche.
Dabei – und das ist mein größter Kritikpunkt – entwickeln sich die Charaktere null weiter, und auch die Beziehungen der Charaktere entwickeln sich nicht weiter. Das ist frustrierend und enttäuschend, denn immer wieder wirft die Autorin einem ein kleines Häppchen hin, so als „Was wäre wenn“ in Bezug auf Irene und Kai, doch Irene erscheint derart verkopft, dass ich nun zu der Überzeugung kommen muss, dass sie gar nicht zu Gefühlen fähig ist.
Das war in den ersten beiden Bänden zwar auch schon da, aber doch immerhin mit so vielen wunderbaren Ideen unterfüttert, dass sich die große Schwäche der Buchreihe nun erst offenbart: Die Protagonistin der Buchreihe hat einfach nicht das Zeug zu einer Heldin. Sie ist zu kühl, zu distanziert und zu verkopft. Klar, sie ist schon eine Rebellin in Bezug oder die Bibliotheksvorschriften, ja. Aber abgesehen davon ist sie immer weniger sympathisch und hat sich seit Band 1, der „Unsichtbaren Bibliothek“ leider nicht weiterentwickelt.
Vielleicht muss ich meine Erwartungen zurückschrauben, aber ich wünsche mir mehr Nahbarkeit, mehr Gefühle, mehr Leiden. In „Die maskierte Stadt“ hat sie so gekämpft, um ihren Kai zu befreien – davon ist nun leider nichts mehr übrig. Ich mag, dass Irene so intelligent ist, aber sie darf ruhig mehr Gefühle haben und zeigen und muss nicht über jede Situation erhaben sein.
Schweren Herzens – ich hatte mir wirklich mehr davon versprochen! – breche ich das Buch nun auf Seite 388 ab und kann es wirklich nur den Hardcore-Fans der Reihe empfehlen. Schade.
Weitere Rezensionen
Jeder liest und empfindet Bücher anders. Hier habe ich noch weitere Rezensionen zu diesem Buch gefunden:
Bibliothekare – Buchreihe
Hier siehst Du alle bisher erschienenen Bücher der Reihe rund um Irene Winters und ihren Assistenten Kai. Sehr empfehlen kann ich nach wie vor den ersten Band:
Die Bücher gibt es außerdem bei Buch24.de* und bei Bücher.de*.
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Die ersten beiden Reihen haben mir sehr gut gefallen;)
LG
Adelina
Ja, die ersten beiden Bände fand ich auch noch sehr gut.
Leider ist es hier dann sehr abgeflaut.
Lieber Gruß,
Sonja